Mir fällt in letzter Zeit an verschiedenen Stellen ein Trend auf. Was zunächst subtil auffiel, konnte ich irgendwann benennen.
Ich weiß noch, als ich in Zeiten des 9-Euro-Tickets regelmäßig zwischen Fahrrädern und Menschen eingezwängt in öffentlichen Verkehrsmitteln auf Arbeit pendelte – so ich überhaupt noch einsteigen und mitfahren konnte. Es waren unangenehme Fahrten im Gedrängel restlos überfüllter Bahnen.
Ich fahre meine Pendelstrecke schon immer mit dem ÖPNV. Das war nie besser und schon gar nicht schneller als mit dem Auto. Aber zu Zeiten des 9-Euro-Tickets kam bei mir irgendwann der Gedanke auf: „Warum tun die mir das an?„
Es war eine ganz persönliche Erkenntnis für mich, mich mit diesem Gedanken im Zug umzuschauen und zu erkennen, dass ich von Zeithabenden umgeben war. Da waren die älteren Fahrradfahrerpärchen oder Gruppen und junge und alte Leute mit ihren Wanderrucksäcken, die Studenten mit ihren riesigen Rucksäcken auf dem Weg in den Urlaub.
Diese Leute nutzen den ÖPNV nicht wie ich aus beruflichen Gründen, sondern zum Freizeitvergnügen.
Selbstverständlich haben diese Menschen das gleiche Recht den ÖPNV zu nutzen wie ich. Meine Erkenntnis war, dass man diese Dienstleistung praktisch verschenkte und dafür in Kauf nahm, dass sie für mich – der darauf angewiesen war – schlechter und manchmal gar nicht mehr nutzbar war.
Frustrierend war außerdem, dass viele dieser Zeithabenden – die eine fast geschenkte Ressource überbeanspruchten auf die ich angewiesen war – erkennbar von genau den Transferleistungen leben, die ich erarbeite.
Die Politik hatte aber nicht meine Interessen im Blick, die Interessen einer Person, die einem Beruf nachgeht, ihre Steuern und Abgaben regelmäßig entrichtet und dabei Leistungen für andere erbringt.
Nein, die Politik hält es für angemessen, mir dabei noch mehr Steine in den Weg zu legen.
Dieses Muster erkenne ich seitdem an immer mehr Stellen: Der gesellschaftliche und politische Fokus verschiebt sich immer weiter von denjenigen, die Leistungen erbringen zu den Zeithabenden.
Weiterlesen „Von Leistungsträgern zu Zeithabenden“