Bei zeit.de widmet sich Sophie Atkinson dem Thema Sexismus am Arbeitsplatz. Im Artikel berichtet sie von Vorkommnissen, die sie mit Sexismus erklärt.
Ich arbeitete als Texterin für insgesamt über ein Dutzend Unternehmen und Agenturen, manchmal als Festangestellte, manchmal als Freiberuflerin, die tageweise gebucht wurde.
Mir ist schon oft aufgefallen, dass ich Berichte über sexuelle Belästigungen nicht nachvollziehen kann. Oft halte ich bestimmte Vorkommnisse schlicht nicht für Sexismus oder sehe Sexismus zumindest nicht als erwiesen an. Eine nicht sexuell intendierte Berührung am Arm ist für mich keine sexuelle Belästigung.
Aber, und darum geht es mir hier, oft kann ich nicht nachvollziehen, dass echte sexuelle Übergriffe in dieser Offenheit und Häufigkeit passieren sollen und daraus kein Skandal erwächst.
So geht es mir auch mit dem aktuellen Hollywood-Skandal um Harvey Weinstein: In der Film- und Medienbranche, die allen anderen erklärt, was für schreckliche Sexisten sie sind, sind, so scheint es, unglaublich sexistische Praktiken üblich und ein offenes Geheimnis.
Wer es wissen wollte, konnte es schon immer wissen. Franka Potente berichtete schon 2006 davon, dass es in Hollywood nur um Fuckability geht. Alle die jetzt so tun als wäre das ein neues Phänomen sind Heuchler.
Bei mir verfestigt sich der Eindruck, dass diejenigen, die anderen Sexismus vorwerfen, dies aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen in ihrer Umgebung tun. Und dass die anderen – wie ich – das nicht nachvollziehen können, weil es in ihrer Umgebung nicht vorkommt.
Es verfestigt sich auch der Eindruck, dass es eher „liberale“ Branchen wie Film, Fernsehen und Presse sind, in denen Sexismus in einer Form praktiziert wird, der in anderen Branchen undenkbar ist. „Liberal“ meine ich hier im US-amerikanischen Sinne – die politische Einstellung deutscher Medienschaffender ist vornehmlich links geprägt.
Kommentator rano64 hat hier im Blog festgestellt, dass solche Zustände in seiner Branche (Finanzwesen) nicht vorstellbar wären.
Weiterlesen „Eine Jammerfrau ist von Sexisten umgeben“