Die Entmenschlichung des politischen Gegners ist wieder salonfähig

Der Artikel „Sind wir erfolgreich geimpft?“ bei taz.de macht mir Angst. Ohne Übertreibung. Autor Micha Brumlik droht nicht, aber er nutzt „journalistische“ Mittel, bei denen ich mir Sorgen mache, was sie bei seinen Lesern auslösen.

Micha Brumlik benutzt unveränderliche körperliche Merkmale, um den politischen Gegner zu beschreiben. Er vergleicht politische Gegner mit Krankheiten. Er teilt Menschen nach willkürlichen Kriterien in Gut und Böse ein. Er bezeichnet sie als das sprichwörtlich (oder buchstäblich?) reine Böse.

Kurz: Er nutzt Mittel, die, wenn die andere politische Seite sie nutzen würde, zu einem Aufschrei führen würden.

Es beginnt mit einem Foto. Es zeigt Björn Höckes blaue Augen. Jedem ist klar, was der Gesichtsausschnitt mit seinen blauen Augen assoziieren soll. Micha Brumlik ist egal, dass Höcke seine Augenfarbe nicht ändern kann.

Man könnte auch sagen, dass Höcke für seine Augenfarbe „nichts kann“. Trotzdem verwendet Micha Brumlik sie gegen ihn, um ganz bestimmte Assoziationen zu wecken. Blaue Augen sind schlecht, Menschen mit blauen Augen sind böse. Diese Zuschreibung von Eigenschaften aufgrund unveränderlicher körperlicher Merkmale weckt bei mir wiederum unangenehme Assoziationen.

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Wie gut Sawsan Chebli den schlanken Staat und niedrigere Steuern findet

Die SPD-Politikerin Sawsan Chebli retweetet den Ausschnitt einer Bundestagsrede des FDP-Politikers Konstantin Kuhle. Sie schreibt:

Hört Euch die Rede an. Mega! Danke @KonstantinKuhle!

Sie applaudiert folgender Aussage Kuhles:

Lieber Herr Curio, die Mehrzahl der Muslime, die heute in Deutschland leben, sind in Deutschland geboren. Und die große Zahl der Muslime, die heute in Deutschland leben, hat auch den deutschen Pass.

Und wissen Sie, was das Hauptproblem der hart arbeitenden muslimischen Arbeitnehmer und Selbstständigen in Deutschland ist? Dass die mit ihren Steuern ihren Faschismus und Rassismus finanzieren müssen, den sie hier im Deutschen Bundestag ausleben.

Das ist das größte Problem dieser Menschen.

Diese Aussage ist in mehrfacher Hinsicht verstörend.

Bisher habe ich die Bezahlung der Volksvertreter als gesamtgesellschaftliche Aufgabe einer Demokratie betrachtet. Muslimische Arbeitnehmer und Selbstständige gehören zu dieser Gesellschaft, also beteiligen sie sich an dieser Aufgabe.

Kuhle scheint hingegen davon auszugehen, dass sich Muslime nur an ihnen genehmen gesamtgesellschaftlichen Aufgaben beteiligen wollen.

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