Gentrifizierung als politische Strafmaßnahme

Was den Zustand unser Medien betrifft, bin ich inzwischen ziemlich abgestumpft. Meine Erwartungen sind, sagen wir mal, begrenzt.

Aber manchmal kommt es noch vor, dass ich – trotz meiner begrenzten Erwartungen – beim Lesen eines Artikels fassungslos bin.

Dieser Artikel von Christian Bangel wurde in letzter Zeit häufig kommentiert. Manche seiner Vorstellungen habe ich zu Ende gedacht und überlegt, wie die Umsetzung seiner Vorschläge aussähe. Was da rauskommt ist erschreckend.

Christian Bangel beginnt mit dem üblichen Framing, dass der Thüringer-AfD-Chef Björn Höcke ein „Faschist“ sei. Eine passende Replik dazu gibt es hier.

Und gleichzeitig legt sich etwa ein Viertel der Ostdeutschen, häufiger, aber nicht nur in den demografisch ausgedünnten ländlichen Räumen, auf die AfD fest. Ganz egal, wie rechtsextrem sie auftreten, ganz egal, welche Auslöschungsfantasien ein Faschist wie Björn Höcke formuliert: Die Wut, der Hass auf das pluralistische System der Bundesrepublik ist größer. Unter diesen Leuten befinden sich auch Rechtsextreme, die vom Tag X träumen, an dem aufgeräumt wird mit allen, die sich ihnen in den Weg stellen. Es gibt Todeslisten, die unter ihnen kursieren.

Ich glaube nicht, dass Wut und Hass auf das System der Bundesrepublik der Grund für die Mehrheit der AfD-Wähler ist, diese Partei zu wählen.

Christian Bangel belegt diese Aussage auch nicht. Er wechselt einfach das Thema: Er schwenkt von der AfD zu wirklichen Rechtsradikalen, zu richtigen Neonazis. Er verlinkt auf Artikel, die diese Aussagen belegen. Es gibt aber keinerlei Zusammenhang zur AfD. Das Wort „AfD“ kommt in beiden Artikel nicht vor.

Es ist zu bezweifeln, dass sich diese Rechtsradikalen mit ihren Todeslisten tatsächlich „unter diesen Leuten“ befinden, also AfD-Wähler sind.

Es ist ein rhetorischer Trick, den Christian Bangel hier anwendet. Ohne Beleg postuliert er Wut und Hass der AfD-Wähler auf das System, unterstellt einen Zusammenhang zu einem ganz anderen Thema und belegt diese anderen Behauptungen.

Ich denke nicht, dass AfD-Wähler das politische System der Bundesrepublik hassen. Im Gegenteil. Nach meiner Beobachtung wollen die meisten von Ihnen nur, dass es wieder so funktioniert wie vorgesehen. Sie wollen sichere Grenzen, Rechtsstaatlichkeit und Sicherheit.

Wenigstens wollen sie aber, dass kriminelle Ausländer, Intensivtäter, wirksam und nachhaltig aus dem Land gebracht werden und nicht nach eigenem Ermessen wieder einreisen, ohne dass sie daran gehindert werden. Das ist heute nicht der Fall.

Keine andere Partei spricht das auch nur als Problem an.

Aber Christian Bangels „Analyse“ endet tatsächlich bei: Hass auf das System. Das ist meiner Beobachtung nach nicht nur falsch, das ist 180 Grad daneben. Komplett und vollkommen das Gegenteil der Realität.

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