Von Hamsterkäufen

Heute stand ich im Supermarkt an der Kasse. Hinter mir schimpfte eine Hippie-Dame wie ein Rohrspatz, weil die Billig-Nudeln ausverkauft waren. Sie versuchte die Verkäuferin auf ihre Seite zu ziehen und fragte vorwurfsvoll-rhetorisch „Haben die euch wirklich die Nudeln weggekauft?“

Dann regte sie sich über die Hamsterkäufer auf. Das stieß mir bitter auf, weil ich eher das Gefühl hatte, dass diese Person keine Vorstellung von einfachen wirtschaftlichen Zusammenhängen hat.

Zudem fällt mir häufig auf, dass Menschen Probleme haben Größenordnungen zu verstehen und intuitiv völlig falsch liegen.

Es sind ganz einfache Fragen, die man stellen muss: Wieviele Nudelpackungen einer Sorte hat der Supermarkt im Regal, wieviele im Lager und wieviele sind im Lager, welches den Supermarkt (und weitere) beliefert, vorrätig?

Für die einzelnen Lagergrößen sind folgende Fragen ganz zentral: Wieviele Kunden hat der Supermarkt am Tag? Und wieviele von ihnen kaufen durchschnittlich wieviele Nudeln?

Schon geringe Abweichungen vom normalen Kundenverhalten führen zu Engpässen. Wenn wegen Corona jeder vierte Kunde eine Packung Nudeln mitnimmt, und früher war es nur jeder zehnte, dann ist das Lager des Supermarktes schnell leer.

Ganz ohne Hamsterkäufe.


Zunächst kann das noch vom zentralen Lager ausgeglichen werden. Hält das Kundenverhalten aber an, ist das auch leer. Die gesamte Lieferkette ist darauf optimiert, einerseits den „normalen“ Bedarf zu decken, anderseits aber die Lagerbestände so klein wie möglich zu halten.

Die Regale sind leer, weil einige Kunden ein wenig mehr Nudeln mitnehmen als sonst. Dazu passt, dass ich nirgendwo Hamsterkäufe beobachtet habe.

Auch im Kreis der Familie, Freunde und Kollegen, überall sehe und höre ich Menschen, die vorsorgen, aber nicht hamstern.

Ich beobachte nicht Panik und Hysterie, sondern Ruhe und rationale Handlungen.

Es ist sogar eher umgekehrt. Irrationales Verhalten sehe ich bei denjenigen, die sich über Hysterie und Panik aufregen:

Dieses Hamstern und Horten ist so unnötig panisch. Die Knappheit sorgt dafür, dass Leute, die es wirklich brauchen (Kranke, Menschen mit schlechtem Immunsystem etc.) unterversorgt sind. Ähnlich sieht es mit der Ausstattung in KHs und Arztpraxen aus.

Hinzu kommt, dass es sich nicht alle leisten können, haufenweise Lebensmittel zu kaufen. Dass günstige Produkte ausverkauft und nur noch teure Varianten zu haben sind, stellt für arme Menschen ebenfalls ein Problem dar. Lieb die ganze Situation

Ich finde diese Denkweise, dass Menschen freiwillig ihre Eigeninteressen und die ihrer Familie zurückstellen sollten, naiv und dumm.

Dieses Denken ist davon geprägt, dass Menschen keine Eigenverantwortung übernehmen sollen und hoffen sollen, dass im Fall der Fälle die Läden noch geöffnet und bestückt sind.

Aber wie kann man sich darauf verlassen, dass es im Ernstfall nicht zu Versorgungsengpässen kommt? Und selbst wenn: Wie soll die Verkäuferin überhaupt noch arbeiten, wenn die Schule ihrer Kinder geschlossen wird und sie auf sie aufpassen muss?

Das sind doch Gedanken, die auf der Hand liegen.

Man muss sich auch mal überlegen, worüber sich diese Leute aufregen. Sie ereifern sich über Vorsorge und Eigenverantwortung. Darüber, dass jemand jetzt drei Packungen Nudeln zuhause hat.

Das zeigt auch, was eigentlich dahinter steckt, wenn man Menschen verhöhnt oder sich über sie aufregt: Es handelt sich um Ideologie.

Die Ideologie des allmächtigen Kindermädchen-Staates, der sich um alles kümmert und für alles verantwortlich ist.

Auch der Hinweis auf die höheren Preise der noch verfügbaren Produkte geht fehl. Steigende Preise bei Verknappung sind gut.

  • Steigende Preise sorgen dafür, dass ein Gut in geringeren Stückzahlen verfügbar bleibt, weil nicht übertrieben gekauft wird.
  • Steigende Preise sorgen dafür, dass sich die Herstellung auch unter ineffizienteren Bedingungen lohnt, beispielsweise, wenn Überstunden- und Nachtzuschläge gezahlt werden müssen. Dies verbessert die Verfügbarkeit des Guts.

Würden die Preise nicht steigen, würden Menschen weit über eigenen Bedarf hamstern und manche von ihnen Waren weiterverkaufen. Es würde einen Schwarzmarkt geben.

Regulierungen würden das System noch weiter korrumpieren. Schränkt man beispielsweise die Menge eines Gutes beim Kauf pro Person ein, gibt es immer diejenigen, die ihre Kinder und ihre Oma in den Laden schicken um die größtmögliche Menge zu erwerben.

Knappe Ressourcen, die nicht über marktwirtschaftliche Mechanismen (Preis), sondern über staatliche Vorgaben reguliert werden, führen zwangsläufig zu Korruption, beispielsweise, wenn die Angestellten des Supermarkts Freunde und Bekannte unter dem Ladentisch versorgen.

Hohe Preise sind zwar unangenehm, dafür bleibt das Produkt aber verfügbar. Das sieht man auch am Eingangsbeispiel: Die billigen Nudeln waren weg, aber die teureren konnte man noch kaufen.

Gäbe es nur die günstigen Nudeln, wären vielleicht alle weg. Würde man den Verkauf regulieren, gäbe es einen Schwarzmarkt mit günstigen Nudeln zum Preis der teuren Nudeln.

So viel zur Logik derjenigen, die sich über angebliche Hamsterkäufe aufregen.

Darüber, dass dieser Supermarkt im Zentrum einer ganz normalen deutschen Stadt seit neuestem durch einen Wachschutz gesichert werden muss regte sich die Kundin übrigens nicht auf.

5 Kommentare zu „Von Hamsterkäufen“

  1. Ich hatte schon Anfang März 2 und 2 zusammen gerechnet und habe mich ab da ganz dezent mit allen eingedeckt, was ich so brauche. Immer nur ein bisschen, damit alle anderen auch die Chance hatten. Jetzt sieht es schon deutlich enger aus und bald wird es Rationierungen geben. egal was die Verantwortlichen behaupten.

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  2. Mir ist da mal was aufgefallen:
    Das mit den Hamsterkäufen fing vor ungefähr zwei Wochen an. Zu dieser Zeit haben Regierung und Medien noch behauptet, Corona sei völlig harmlos.
    Das kann doch nur bedeuten, dass die Menschen kein Vertrauen mehr in Regierung und Medien haben.
    Denn hätten die Menschen dieses Vertrauen noch, hätte es zu diesem Zeitpunkt keine Hamsterkäufe gegeben.

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