Der schnelle Klick zwischendurch: Deutschlands Defizit heißt teilzeitarbeitende Frauen

Kennt ihr das – man loggt sich nach E-Mail-Check oder Shopping im Browser aus und es erscheint eine Seite mit mehr oder weniger relevanten Schlagzeilen? Dort steht unter einem unpassenden Foto „So hat dieser Star in zwei Wochen 20 Kilo abgenommen“ oder „12 Dinge, die Katzenfreunde unbedingt wissen sollten“. Ich habe heute auf „OECD bescheinigt Deutschland Defizit bei Frauen-Einkommen“ geklickt.

Trotz aller Anstrengungen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf hinkt Deutschland nach Informationen des «Spiegels» weiter hinter anderen Ländern hinterher.

Schlecht, denke ich. Hinterherhinken ist immer schlecht.

Unter Berufung auf eine OECD-Studie berichtet das Magazin, in keinem Land trügen Frauen so wenig zum Haushaltseinkommen bei wie in Deutschland.

Auch schlecht, denke ich. Da müssen sich die Frauen aber mehr anstrengen.

Der durchschnittliche Anteil bei Paaren mit Kindern betrage in Deutschland 22,4 Prozent, in Dänemark beispielsweise 42 Prozent.

Das ist ein ganz schön starker Vorwurf an die deutschen Frauen. Vielleicht können sie gar nichts dafür, dass sie so wenig zum Haushaltseinkommen beitragen? Vielleicht ist das Defizit ja ein gesamtgesellschaftliches Problem in Deutschland?

Frauen in Deutschland arbeiten demnach häufiger in Teilzeit als anderswo, allerdings oft unfreiwillig: Mütter fühlten sich durch starre Öffnungszeiten von Schulen, Kindergärten und Kitas gezwungen, ihre Arbeitszeit zu reduzieren.

Na bitte! Die Frauen können gar nicht anders. Sie arbeiten zwar weniger, aber sie tun das oft unfreiwillig. Vergreif dich nicht im Ton, OECD!

Bei den staatlichen Investitionen in frühkindliche Betreuung, Bildung und Erziehung liege Deutschland inzwischen über dem OECD-Durchschnitt.

Ich bin erleichtert. Gott sei Dank! Bald können mehr deutsche Frauen dem Vorbild der Däninnen folgen und länger arbeiten. Sie sind nicht mehr zu Teilzeitarbeit gezwungen.

Allerdings zeigt die OECD-Studie, dass Deutschland mehr tun kann, um das Defizit zu verringern: Die Förderung von Teilzeitarbeit motiviert deutsche Frauen ja geradezu, in Teilzeit zu arbeiten. Alles, was Teilzeitarbeit fördert, gehört abgeschafft: Der gesetzliche Anspruch auf Teilzeitarbeit, auch für Arbeitnehmer in leitenden Positionen. Die verschiedenen Teilzeitmodelle, die klassische Fünf-Tage-Woche mit verringerter Stundenzahl, die Drei- oder Vier-Tage-Woche, das flexible Jobsharing oder Teilzeit im Team, das Ansparen von Arbeitszeit um eine längere Auszeit zu nehmen. Teilzeit während der Elternzeit fällt weg und Altersteilzeit auch. Die OECD soll deutschen Frauen nicht noch einmal zu wenig Vollzeitarbeit vorwerfen.

Unter dem Titel «Dare to Share – Deutschlands Weg zur Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf» will die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Montag aktuelle Daten, Politiktrends und Analysen zum Thema veröffentlichen.

Brauchen wir nicht mehr. Das Problem Teilzeitarbeit ist erkannt. Geh scheißen, OECD.

 

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