Feministische Erziehung – so gut wie ihr Ruf

Über Alles Evolution bin ich auf ein Interview aufmerksam gemacht worden. Die befragte Bloggerin wird von der Redaktion so beschrieben:

Unsere Autorin Sarah Wies im Interview mit der Bloggerin Melanie Trommer, die den Blog glücklich scheitern betreibt. Melanie ist 36 Jahre alt und wohnt in Köln. Sie hat mehrere Studiengänge angefangen und dann Sozialpädagogik (auf Diplom) und Soziologie und Gender Studies (Master) beendet.

In Bezug auf ihren Freund meint Trommer im Interview:

Auch wenn wir beide die totale Gleichberechtigung [sic!], werden uns ganz schön viele Steine in den Weg gelegt.

Wenn ich das richtig verstehe, meint sie hier, dass ihr Freund und sie selbst natürlich total gleichberechtigt den Alltag bestreiten, ihnen aber von außen Steine in den Weg gelegt werden.

Wir haben beide sechs Monate Elternzeit genommen, bis hier hin alles gut und schön. Aber während ich im Job anschließend merkte, dass man mich nicht mehr für voll nahm, ging beim Mann alles weiter wie vorher. Mehrtätige Dienstreise? Kein Problem! Keiner seiner Auftraggeber ging von einer Veränderung aus. Bei späteren Bewerbungen merkte ich sehr oft, dass meine Kinder – mal mehr, mal weniger – ein Thema und ein Hindernis sind.

Bezogen auf meine feministische Einstellung hat sich aber auch einiges verändert. Gehörte ich vorher eher in die Kategorien „Gleichheits- oder Karrierefeministin“, also eine, für die das feministische Ziel ist, den Männern gleichgestellt zu sein und Erfolg im Job zu haben.

Klingt, als wäre der Job ihres Freundes mit ihrem nicht zu vergleichen. Er scheint einen verantwortungsvollen Job zu haben. Bei ihr klingt das eher nach befristeten Arbeitsverhältnissen und deshalb vielen Bewerbungen, was auch zu ihrem Studienabschluss passen würde. Falls dem so ist: Gleichheit und Karriere beginnt eben schon bei der Berufswahl.

Interessant wäre auch, woran sie merkte, dass man sie im Job nicht mehr für voll nahm und – falls es zutrifft – warum. Vielleicht hatte das Gründe? Vielleicht hat sich ihr Verhalten im Job geändert? Ihre Leistungsbereitschaft? Ihre Einstellung zur Arbeit? Vielleicht haben sich die geänderten Prioritäten auf die Arbeit ausgewirkt?

Inzwischen denke ich viel mehr auf anderen Fragen rum: Wie soll Sorgearbeit generell in einer Gesellschaft aufgeteilt sein und welchen Wert messen wir dem zu?

Zu welchen Erkenntnissen ist sie denn gelangt? Dass Kindermädchen und Putzkraft unqualifizierte Tätigkeiten sind und daher nur sehr gering entlohnt werden sollten? Warum sollte das „generell in einer Gesellschaft aufgeteilt sein“? Reicht es nicht, wenn ihr Freund und sie sich einigen?

Warum wird Erfolg so sehr an beruflichem Aufstieg gemessen und nicht zum Beispiel daran, ob man das tut, was man liebt?

Weil das eine Mehrwert schafft und das andere nicht unbedingt. Gesellschaftlich ist das eine von Nutzen und das andere nicht unbedingt. Beruflicher Aufstieg bedeutet Einkommen, Status, Macht. Er wird einem nicht geschenkt und muss in der Regel erarbeitet werden. Das führt zu gesellschaftlicher Anerkennung. In welcher Welt lebt diese Frau?

Und warum benennt sie nicht Roß und Reiter? Sind es die Traditionalisten und die Konservativen, die beruflichen Erfolg bei Frauen über die Erfüllung als Mutter stellen oder sind es die Feministinnen? Wer verursacht denn das Problem, unter dem Frau Trommer leidet?

Es gibt Menschen, die bewundern es, wenn jemand das tut was er liebt. Gerade wenn damit finanzielle Einbußen und Statusverlust verbunden sind. Das reicht Trommer nicht – sie braucht die Anerkennung ausdrücklich von den Feministinnen, denen sie sich zugehörig fühlt, und von der Gesellschaft.

Ich bin immer noch Feministin, ganz besonders seit ich Kinder habe. Aber ein paar Annahmen haben sich eben geändert: Statt als Ziel zwei vollzeitarbeitende Elternteile zu setzen eher die Frage, wie wenig Lohnarbeit (für Beide!) reicht aus um gut zu leben, die eigenen Kräfte für Lohn- und Sorgearbeit zu bündeln und gerecht untereinander aufzuteilen. Darüber hinaus auch, wie man Alleinerzieherinnen unterstützen kann und wie man Familie auch gesetzlich unabhängig von biologischer Verwandtschaft denken kann.

Wie schnell sie von ihren persönlichen Wünschen auf die großen gesellschaftlichen Fragen kommt! Die Frage, wer den Laden am Laufen halten soll, wenn alle Eltern nur noch so wenig Lohnarbeit wie möglich machen, die beantwortet sie nicht. Schon mal was von Steuerprogression gehört?

Die von ihr genannten Prioritäten deuten auf eine eingeschränkte Leistungsbereitschaft bei der Lohnarbeit hin. Ob das Auswirkungen darauf hat, ob man sie – wie von ihr angesprochen – im Beruf ernst nimmt?

Die OECD beklagt die häufige Teilzeitarbeit von Frauen in Deutschland als Gleichberechtigungsdefizit und Feministinnen wünschen sich weniger Lohnarbeit. Vielleicht sollten die Feministinnen erst einmal ihre Forderungen abstimmen. Solche Widersprüche haben der Wirkung des feministischen Weltbildes zwar noch keinen Abbruch getan. Es wird aber einmal mehr deutlich: Die Forderungen von Feministinnen sind austauschbar. Immer wie es gerade passt. Mögen die Fakten so sein oder so: Ursache ist immer die Diskriminierung von Frauen.

Trommer versucht ihrem Dasein im feministischen Rahmen einen Sinn zu geben, indem sie Hausarbeiten und Erziehung als „Sorgearbeit“ bezeichnet. Damit hofft sie die feministischen Anforderungen an beruflichen Erfolg zu erfüllen. Aus meiner Sicht entwertet sie damit Ihren Beitrag zu Familie eher. Statt liebende und fürsorgende Mutter zu sein macht sie sich mit diesem Vergleich ersetzbar durch ein unqualifiziertes Kindermädchen und eine Putzkraft.

Tante Klothilde oder Oma Trude einen Kuss von ihnen wollen aber meine Jungs sie eben nicht küssen wollen, dann wende ich mich an beide und sage, dass sie das nicht tun müssen. Da werde ich dann gegebenenfalls auch ungehalten. Ich hoffe, wenn sie erfahren, dass sie selber über ihre Körper entscheiden dürfen, dass sie auch bei anderen nie in die Versuchung geraten, Grenzen zu überschreiten. […]

Die einzige Ausnahme ist für mich eben das Thema Rücksicht und Konsens. Das liegt mir einfach am Herzen, dass meine Söhne nicht zu grenzüberschreitenden Arschlöchern werden, sondern zu Menschen die Respekt vor den Grenzen anderer haben.

Ihr feministisches Menschenbild finde ich sehr attraktiv. Jungs werden automatisch übergriffig, wenn man sie nicht speziell erzieht und sogar für Oma und Tante tut man nichts selbstloses –  wie sich küssen zu lassen. Selbstlosigkeit kommt im feministischen Weltbild nicht vor – diese wird als Unterdrückung interpretiert.

Und wenn sie dann selber Oma ist und ihre Enkel Berührungen ablehnen oder die Mutter wegen eines Begrüßungskusses ungehalten wird, wird sie ihre feministische Sichtweise erneut nicht in Frage stellen – so wie sie es jetzt mit der feministischen Sicht auf Lohnarbeit tut.

4 Kommentare zu „Feministische Erziehung – so gut wie ihr Ruf“

  1. Die feministische und sozialistische Utopie gleichen sich da. Sie moechte dass sie, ihr Mann und die Kids von einem gottgleichen Staat aus dem paradiesischen Apfelgaertchen gespeisst werden. Weiter ueber den Tellerrand kann und will sie nicht schauen. Allenfalls mal 2 Stunden am Tag arbeiten, aber nur wenn’s Spass macht. Die Vollzeit-Arbeitenden, die ihr Paradies ermoeglichen haelt sie fuer Abschaum welche ihr Steine in den Weg legen.

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