Brotkrumen für Durchschnittsverdiener

Das Bundeskabinett hat beschlossen, den Rentenbeitrag um 0,1 Prozent zu senken. Da der Rentenbeitrag je zur Hälfte vom Arbeitgeber und Arbeitnehmer gezahlt wird, bedeutet das eine Absenkung des Beitrags für Arbeitnehmer um 0,05 Prozent.

2017 beträgt das Durchschnittsgehalt in Deutschland 3092 Euro im Monat. Für eine Person mit Durchschnittseinkommen bedeutet die Absenkung des Rentenbeitrages, dass er monatlich 1,55 Euro mehr Nettoeinkommen hat.

In Worten: Ein Euro und fünfundfünfzig Cent.

Seit Jahren steigen die Steuereinnahmen. Allein die Lohnsteuereinnahmen stiegen von 149 Milliarden Euro (2012) auf 179 Milliarden Euro (2015). Das ist ein Plus von 30 Milliarden Euro in drei Jahren.

Die Einnahmen der gesetzlichen Pflichtversicherungen (Arbeitslosenversicherung, Krankenversicherung, Pflegeversicherung und Rentenversicherung) steigen seit Jahren.

Dieses Geld wird mit vollen Händen verteilt.

Für die Menschen, die das mit ihrer Leistung erst ermöglichen, hat man nur Brotkrumen übrig. Für den Durchschnittsverdiener sind das 1,55 Euro im Monat.

Politiker beschließen eine Verhöhnung aller Leistungsträger – aber es ist keine kritische Berichterstattung sichtbar. Niemand scheint das als die Provokation wahrzunehmen, die sie ist.

Sogar wenn es seit Jahren sehr gut läuft – an eine echte Entlastung der Durchschnittsverdiener wird kein Gedanke verschwendet.

Aus meiner Sicht wäre es besser, den Rentenbeitrag nicht abzusenken, als um so einen lächerlich geringen Betrag. Besser kann die Elite in Politik und Journalismus ihre Geringschätzung für die gesellschaftliche Mitte, die selbst für ihr Auskommen und das ihrer Familien sorgt und pünktlich Steuern und Sozialabgaben zahlt, nicht ausdrücken.

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