Männer, die vor Frauen flüchten

In den letzten Tagen war von einer Studie zu hören, deren Ergebnis so interpretiert wurde: Mit wachsendem Frauenanteil in einem Beruf wird die Bezahlung schlechter, deshalb verlassen Männer diese Berufe.

Beim MDR ist zu lesen:

Bezahlung wird schlechter: Männer verlassen Berufe mit wachsendem Frauenanteil

Das hört sich eigenartig an. Berufe wie Lehrer werden plötzlich schlechter bezahlt, weil der Frauenanteil wächst? Das widerspricht meiner Erfahrung. Lehrer sind Angestellte oder Beamte im Öffentlichen Dienst. Mit deren Gehältern geht es stets und ausschließlich aufwärts.

Und tatsächlich, der Autor der Studie wird im Artikel damit zitiert, dass die Gründe für den Wechsel nicht untersucht wurden. Der MDR liefert hier eine journalistische Meisterleistung ab, indem er das trotzdem in die Überschrift hebt.

Basierend auf den Daten, die vorgestellt werden, ist es nicht die Bezahlung, die die Männer aus Frauenberufen vertreibt. Diese Interpretation ist sogar abwegig. Die Daten sprechen eher dafür, dass es die Anwesenheit der Frauen ist, die manche Männer dazu veranlasst ihre Stelle zu wechseln.

Selbstverständlich spekuliert der Autor über die Gründe und wie zu erwarten lässt sich das mit „böse Männer“ und „das Patriarchat bezahlt Frauen schlecht“ zusammenfassen.

Alltägliches Männerbashing. Spannend ist, dass die Studie solche Spekulationen eigentlich gar nicht hergibt – dafür aber sehr wohl andere Gründe.

Um die Abwanderung vor allem der Männer nachzuweisen und zu schauen, in welchem Ausmaß das geschieht, hat Soziologe Block empirische Daten aus Großbritannien ausgewertet, die den gesamten Arbeitsmarkt abbilden. Dieser ist ähnlich wie in anderen europäischen und nordamerikanischen Staaten. Block vergleicht ihn mit einem Netzwerk, die Berufe sind die Netzwerkknoten. Er hat also untersucht, wie sich die einzelnen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durch dieses Netzwerk von Punkt zu Punkt bewegen.

Diese Studie untersuchte nicht die Berufswahl, sondern wie lange die Menschen auf realen Stellen blieben.

Es geht also nicht um Männer die vor der Berufswahl irgendetwas über den Beruf annehmen.

Es geht nicht um Vorurteile, sondern um reale Erlebnisse. Diese Männer haben echte Jobs, konkrete Stellen und je höher der Frauenanteil ist desto eher wechseln sie die Stelle.

Das ist was anderes als Diskriminierung oder gar eine patriarchale Verschwörung.

Und es ist möglich dass die Männer den Grund ihre Stelle zu wechseln nicht mit dem Anteil der Frauen Zusammenhang bringen.

Einen Job wechselt man aus konkreten Gründen, die mit der eigenen Situation im Zusammenhang stehen – nicht wegen eines abstrakten Trends wie der Feminisierung des Berufsstandes.

Ich will sagen: Es ist wahrscheinlich, dass Männer diese Stellen verlassen, weil sie häufiger (als Männer in einem anderen Umfeld) etwas stört oder frustriert, sie das aber nicht unbedingt auf die Frauen in ihrer Umgebung zurückführen.

Diskriminierung und Vorurteile sind durch diese Studie also nicht nur nicht bewiesen, sie sind sogar unwahrscheinlich.

Man muss sich das klar machen: Diese Männer sind vor den konkreten Umständen ihres Jobs geflohen. Und diese Umstände korrelieren mit dem Frauenanteil.

Je mehr Frauen einen Beruf ergreifen, desto mehr Männer verlassen diesen Beruf. Die Spekulationen über angeblich sinkende Bezahlung als Grund dafür ist reine Fiktion, schließlich bekommen die Männer ja keine Gehaltskürzungen, nur weil Frauen eingestellt werden.

Sinkende Gehälter mögen die Berufswahl von Einsteigern beeinflussen, die Männer, die solche Jobs haben, sind von sinkenden Gehältern in ihrer Umgebung aber viel weniger betroffen.

Der MDR-Artikel unterstellt den jobwechselnden Männern dennoch unbegründete männliche Vorurteile:

Als Beispiele für die Zuwanderung von Frauen und Abwanderungen von Männern nennt Block Berufe wie Apotheker/Apothekerin, Grundschullehrer/Grundschullehrerin oder Buchhalter/Buchhalterin. Allesamt waren früher Männerdomänen, heute erfüllen überwiegend Frauen diese Aufgaben, und die Männer suchen sich andere Bereiche.

Dieses Verhalten ist offenbar von Vorurteilen geprägt. Per Block gibt ein Beispiel: „Der Pflegeberuf wird eher mit stereotypen weiblichen Attributen beschrieben: sozial, empathisch, kümmernd. Wären die meisten Pflegepersonen Männer, würden wir den Beruf vielleicht ganz anders wahrnehmen, zum Beispiel als verantwortungsbewusst, durchsetzungsstark oder körperlich anstrengend.“

Man muss sich wirklich klar machen, dass es sich hier um reine Spekulation handelt. Die Studie hat die Gründe nicht untersucht.

Der Autor bindet uns hier den Bären auf, dass Männer häufiger aktiv Stelle und Beruf wechseln, weil mehr Frauen in diese Berufe strömen und die fragilen Männer das als Angriff auf ihre Männlichkeit auffassen.

Ich plädiere dafür, die Daten so zu sehen wie sie sind. Ganz konkret könnte man aus den Daten ableiten, dass sich mit zunehmendem Frauenanteil irgendetwas so verschlechtert, dass Männer weg wollen. Es sind die Frauen, die Männer dazu bringen zu gehen. So einfach ist das. Etwas war vor dem Zustrom von Frauen besser.

Nur die abgehobene Kaste der Genderologen bringt es wohl fertig, solche ganz einfachen und konkreten Interpretationen zu ignorieren und stattdessen von Vorurteilen zu fabulieren.

Die wahren Gründe wären interessant. Was ändert sich für Männer in diesen Jobs? Könnte es etwas mit dem Verhalten von Frauen zu tun haben? Mit der Arbeit von Frauen in Teams? Mit einem veränderten Arbeitsklima? Mit der höheren Gefahr, der Belästigung beschuldigt zu werden? Mit generell mehr Gejammer und Opfergetue? Was ändert sich so, dass Männer vor Frauen flüchten?

Werbung

3 Kommentare zu „Männer, die vor Frauen flüchten“

  1. dass sich mit zunehmendem Frauenanteil irgendetwas so verschlechtert, dass Männer weg wollen.

    War bei mir genau so. Allerdings sind meiner Meinung nach nicht Frauen das Problem, sondern der feministische Lebensstyle, der eigentlich immer huckepack mitkommt.

    Mit dem Zulauf von vielen Frauen in diverse Arbeitsbereiche wird ein subjektiv-feministisches Arbeitsumfeld geschaffen, obwohl die Tätigkeiten zuvor eher rational ausgerichtet waren. Gut beobachten kann man das an der Außenpolitik. Mit der feministischen Ideologie zieht in vielen Bereichen ein neuartiger Wertekanon ein, bei dem es fast nur noch darum geht, was jemand gerade empfindet, wie sich etwas anfühlt – und nicht, was passiert, was jemand wirklich real macht oder leistet. Statt handfesten Ergebnissen werden plötzlich Gerechtigkeitsgefühle angestrebt.

    Mischt sich nun eine solche erfühlte Realität mit Ängsten oder Ungerechtigkeitsempfindungen, kommt es zu heftigen, irrationalen Ausbrüchen und Eskalationen, die dann mühsam zu angeblicher Rationalität ummodelliert werden. Das sehen wir in der kriegslüsternen Außenpolitik, in Klima- und Seuchen-Repression, die Konformität nach sich ziehen soll – und das sieht eben auch der Einzelne an seinem Arbeitsplatz.

    Und dann macht er sich besser dünne, wenn er irgendwie die Möglichkeit dazu hat.
    Ich glaube, es gibt eine erhebliche Fluchtbewegung vor dem Feminismus, obwohl viele Flüchtenden gar nicht wissen, dass es der Feminismus ist, vor dem sie wegrennen.

    Gefällt 1 Person

  2. Ganz praktisch aendert sich in einem Arbeitsumfeld, in dem nur eine, bzw. erst nur wenige Frauen taetig sind, dass von den Maennern Ruecksichtnahme eingefordert wird. Das nicht unbedingt, weil die Frauen das fordern (manche tun’s), sondern weil ein Betamaennchen als Chef oder die Persa das so will. Nach dem Motto: Vergrault mir bloss nicht die einzige Frau in der Abteilung, die wir muehsam gekoedert haben, um unsere feministische Quote endlich zu erfuellen.

    Der Quote weiterhin folgend, werden dann Frauen auch bevorzugt befoerdert oder erst mal ueberdurchschnittlich bezahlt, weil man sich dem Vorwurf nicht aussetzen will, Frauen unterdurchschnittlich zu bezahlen. Da das Abteilungsbudget aber nicht geaendert wird, bedeutet das, dass einer der Maenner oder mehrere weniger Gehaltserhoehung kriegen, bzw. bei einer Befoerderung uebergangen werden.

    Zuletzt, wenn der Frauenanteil gross genug ist, macht sich die Ineffizienz bemerkbar – nicht unbedingt weil die Frauen weniger/schlechter arbeiten, sondern weil die Beta-Chefs und die Persa alle moeglichen Zusatzposten einrichten, um „ja bloss die Frauen nicht zu vergraulen“. U.a. werden oft Positionen von Schwangeren nicht oder nur temporaer besetzt, weil die Schwangere ja jederzeit zurueck kommen kann, wenn sie es wuenscht. In ineffizinten Abteilungen fallen die Gehaltserhoehungen und Befoerderungen eher sparsam aus. Ausserdem besteht die Gefahr, dass eine feministisch herunter gewirtschaftete Abteilung aufgeloest wird, d.h. das Risiko der Arbeitslosigkeit steigt.

    All das sind rationale Erwaegungen, die nichts mit Hass auf Frauen zu tun haben, sondern mit rein wirtschaftlichen Erfahrungswerten.

    Gefällt 1 Person

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: