Wie Frauen Männer zu Arschlöchern machen

Ein Beitrag von Christian bei Alles Evolution kommentiert den Bericht eines (jungen) Mannes, „Niklas“, über seine Erfolglosigkeit bei Frauen. Niklas bezeichnet sich selbst als Incel.

Niklas öffnet sich und berichtet aus erster Hand, bleibt dabei freundlich und höflich. Christians Kommentar empfinde ich als „von oben herab“, ja stellenweise zynisch.

Der Fokus des Artikels liegt auf den Möglichkeiten der Männer, Frauen für sich zu gewinnen. Der Handlungsoptionen der Männer werden beleuchtet. Das ist vermutlich die Erklärung für den seltsamen zynischen Spin.

Damit greift der Artikel aus meiner Sicht zu kurz. Eine wesentliche Rolle spielen gerade die Handlungen und Optionen der Frauen. Sie haben Auswirkungen auf das Verhalten von Männern.

Ich vermisse im Artikel auch Empathie gegenüber dem Erzähler, der seine Situation wie folgt darstellt:

Ich bin auch incel und kann vieles bestätigen was hier beschrieben wurde. Bei mir war es so, dass ich von klein auf beigebracht bekam, immer nett zu Mädchen zu sein. Kavalier und Gentleman, meine ersten Fremdworte. Meine Mutter hatte schlechte Erfahrungen mit Männern und ich sollte ein guter werden.

Das erste was mir in den Sinn kommt ist: Hier scheint das Kind einer alleinerziehenden Mutter zu berichten. Woher soll er es denn besser wissen?

Ich freute mich also auf Kontakt mit dem anderen Geschlecht und lief mit meiner netten Art ziemlich ins Messer. Ich erfuhr auf die harte Tour, dass ich keine Chancen hatte. Kleine Mädels können da sehr direkt sein. Richtig schockiert war ich, als ich sah wie erfolgreiche Klassen-/Vereinskameraden an die Sache rangingen. Gutes Aussehen, vereint mit geringschätzigem, sexuell belästigenden Verhalten scheinen das Erfolgsrezept der Womanizer zu sein. Ich hab da wirklich verstörende Sachen erlebt.

Auch an dieser Stelle empfinde ich in erster Linie Mitleid mit dem Erzähler.

Noch viel weniger kann ich Christians Bewertung dieser Aussagen nachvollziehen:

Das ist leider etwas inhaltsleer um dazu wirklich etwas zu sagen. Man müsste wissen, was er unter seiner „Netten Art“ versteht.

Ich verstehe gut, was mit „netter Art“ gemeint ist. Nämlich das was Niklas beschrieben hat und das Gegenteil dessen, was er den Womanizern zuschreibt: „Geringschätziges, sexuell belästigendes Verhalten“.

Hier stößt jemand auf Christians Unverständnis, dessen Weltbild zusammenbrach, weil sich alles was er zu wissen glaubte als falsch herausstellte.

Weiter berichtet „Niklas“:

Von diesen Womanizern kamen auch Tipps an meine Adresse. Frauen nicht aufs Podest stellen, nicht fragen, einfach nehmen, die blöden Schlampen usw. Das Problem ist, dass ich eine Frau, die ich mag nicht schlecht behandeln kann .Ich kann es einfach nicht.

Christians Reaktion darauf finde ich bemerkenswert:

Das muss er auch gar nicht. Es ist der Versuch eine Dichotomie aufzubauen, die so nicht existiert:

Entweder behandelt man Frauen schlecht, dann wollen sie einen, oder man behandelt sie nicht schlecht, dann wollen sie einen nicht.

Natürlich gibt es sehr viel dazwischen, und nicht nur dazwischen, sondern auch auf vielen anderen Ebenen als „nett und nicht nett“.

Mein Gott, der Erzähler ist inmitten eines Prozesses, in dem sein Weltbild infrage gestellt wird! Jungs müssen durch Try and Error rausfinden, was richtig ist und was nicht bzw. was funktioniert und was nicht. Wie auf Eierschalen müssen sie austesten, ab wann sie als übergriffig empfunden werden.

Was erwartet Christian denn? Perfekt ausformulierte Analysen?

Die berichteten Beobachtungen sind doch im Großen und Ganzen korrekt. Ja, viele Frauen belohnen „geringschätziges, sexuell belästigendes Verhalten“ und ja, viele Typen haben damit Erfolg, wenn sie Frauen schlecht behandeln.

Natürlich sind die Aussagen zu weit gefasst, denn die Gruppe der Frauen ist alles andere als homogen und ganz sicher „funktioniert“ dieses Verhalten nicht bei allen Frauen. Und selbstverständlich ist diese Art Verhalten auch nicht das einzige das zum Erfolg führt und die Anteile des Verhaltens, die den Erfolg ausmachen, sind nicht herausgearbeitet worden, beispielsweise selbstbewusstes Auftreten.

Aber der Erzähler steckt(e) ja noch mitten im Verarbeitungsprozess, Aussagen wie „Ich hab da wirklich verstörende Sachen erlebt“ machen das sehr deutlich. Der weiß/wusste gar nicht wie ihm geschieht.

Das wird auch an dieser Stelle deutlich:

Ich bin auch das ideale Opfer für die Friendzone (so nennt man den kostenlosen Fahr-, Umzug,- Renovierungs-, etc.-Service durch verliebte Idioten). Ich bin 3 Jahre aufs übelste ausgenutzt worden. Ich habe alles für meine große Liebe getan, sie sogar 150 km zu ihrer Fickbekanntschaft gefahren, vor der Tür im Auto gewartet und sie anschließend wieder heim gefahren. Sie ist mit vielen Typen ins Bett gegangen, nur nicht mit mir. Fast schon lustig.

Christians fällt dazu ein: „Puh,  warum macht man so etwas?“

Liegt die Antwort nicht auf der Hand? Weil es ihm nirgendwo anders beigebracht wurde.

Im Gegenteil: In den Märchen gewinnt am Ende immer der aufopferungsvolle Prinz die Prinzessin und nicht das Arschloch. In Filmen erkennt die hübsche Hauptdarstellerin, dass ihr Kumpel, den sie immer nur ausnutzte und geringschätzig behandelte eigentlich die Liebe ihres Lebens ist.

Jungs, bekommen von ihrem Umfeld nicht nur ein Zerrbild, nein das Gegenteil der Realität vermittelt. Überall, in der Familie, im Kindergarten, in der Schule, in den Vereinen und in allen Medien wird ihnen das Bild vermittelt, dass „nettes“, ja serviles Verhalten zum Erfolg bei Frauen führt. Bloß nicht übergriffig und fordernd auftreten, bloß nicht die Frau zu (sexuellen) Handlungen drängen. Frauen sind reine Wesen ohne Arg, sie sind die besseren Menschen.

Jungs, die bei ihrer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen sind, fehlt zusätzlich noch der Vater, der einiges geraderücken oder zumindest eine männliche Sicht der Dinge vermitteln könnte.

Was genau „nett“ ist, ist letztlich sehr individuell und manche – wie Niklas – finden praktisch keine Grenzen.

Christians Bewertung des Verhaltens der Frau ist die Untertreibung des Jahrhunderts:

Natürlich: Von ihr auch kein feiner Zug.

Letztlich fasst Christian es wie folgt zusammen:

Viele Frauen werden anführen, dass er eben gerade nicht nett ist, wenn er so übertrieben nett ist. Weil er damit im Gegenzug etwas will: Er macht etwas, damit sie letztendlich mit ihm Sex hat/seinen Wert erkennt und sich unsterblich in ihn verliebt. „Jetzt fahr ich sie schon überall hin, da könnte sie ja auch einfach mal mit mir schlafen. Jetzt mach doch endlich, schlaf mit mir“.

Frauen würden „übertrieben“ nett nicht für nett halten. Diese Formulierung gab den Ausschlag für den Titel meines Artikels.

Wie Frauen Männer zu Arschlöchern machen

Ich glaube, dass Frauen in solchen Situationen ganz genau wissen, dass der Mann eine Beziehung will. Sie finden das Verhalten „nett“, vermutlich würden sie ihn als netten Kumpel beschreiben, wenn sie jemand darauf anspricht. Ihnen ist klar, dass der Mann eine Beziehung mit ihnen möchte. Sie verstehen auch, dass sie ihn ausnutzen. Es ist ihnen ist nur egal.

Genau dieses Verhalten erzieht Männer zu Arschlöchern. Denn auch sie gehen nach dem Try and Error-Prinzip vor. Sie erkennen, welches Verhalten belohnt wird.

Viele Feinheiten bleiben dabei auf der Strecke. Wenn „Arschloch-Verhalten“ belohnt wird, dann werden die Jungs das anwenden. Die werden sich nicht philosophisch fragen, welcher Anteil des „Arschloch-Verhaltens“ jetzt welchen Anteil am Erfolg hatte.

Insbesondere lernen Männer durch solche Frauen, dass Verhalten welches in Männerhierarchien funktioniert – solidarische Hilfe untereinander, bei der jeder entsprechend seiner Fähigkeiten unterstützt – mit Frauen nicht funktioniert.

Unter Männern ist ohne Worte klar, dass man sich eine (später einzulösende) Schuld aufgeladen hat, wenn man sich 150 km zum Ficken fahren lässt.

Ich will damit nicht sagen, dass für die 150-km-Tour ein Fick fällig gewesen wäre. Ich will sagen: In Männerhierarchien wächst man zusammen, wenn man sich gegenseitig hilft, die Beziehung wird enger.

Männer wie Niklas lernen auf die harte Tour, dass manche Frauen das anders sehen und es angemessen finden, immer nur zu nehmen. Und auch bei dieser Erkenntnis des Mannes bleiben Nuancen auf der Strecke. Das erkannte Muster wird auf alle Interaktionen mit Frauen angewandt.

Männer lernen durch dieses Verhalten auch, dass Typen, denen eine Frau wie eine Prostituierte an die Tür geliefert und abgeholt wird, erfolgreich bei Frauen sind.

Frauen erziehen mit ihrer Partnerwahl Männer zu Arschlöchern, so einfach ist das.

Vermutlich hat dieser Vorgang eine Dynamik die mit den seit Jahrzehnten andauernden gesellschaftlichen Veränderungen einhergeht. Häufig wechselnde Partner oder vollständig fehlende Festlegung auf einen Partner sind Phänomene die sich immer weiter verbreiten. Solche Situationen werden also häufiger.

Andersherum formuliert: In einer Welt in der Monogamie vorherrscht und Eltern einen wesentlichen Einfluss auf die Partnerwahl ihrer Kinder haben sind die positiven Auswahlkriterien viel näher an dem, was dem Erzähler beigebracht wurde.

Der Kavalier und Gentleman, der bis an seine Belastungsgrenze hilfsbereit handelt – derjenige hätte in dieser Welt Vorteile bei der Partnerwahl. In der aktuellen Situation bringt ihm das nur Nachteile.

Das ist keine Wertung, welche Art der Partnerwahl für alle Beteiligten besser ist, es ist lediglich die Feststellung wie die Mechanik funktioniert.

Es sind Frauen, die Männer zu Arschlöchern erziehen.

Das „attraktive Arschloch“ hingegen hat vielmehr auch seine eigenen Interesse im Auge und richtet sich weniger nach ihr. Das spricht nicht nur für ein höheres Selbstbewusstsein, es macht die Interaktion auch wesentlich ungewisser und gefühlsbetonter, sprich es kann eher Drama und Spannung erzeugen, etwas, aus dem Frauen wesentlich eher eine Attraktivität aufbauen können als bei einem beständigen „Auf das Podest stellen“.

Aus dem würde folgen, dass man durchaus nett und attraktiv sein kann, nur muss man sie dann eben nicht aufs Podest stellen und alle Verantwortung auf sie verlagern.

Christian hat selbstverständlich Recht, man muss kein Arschloch sein, um Erfolg bei Frauen zu haben. Aber warum sollten sich die Männer, die damit erfolgreich sind, dafür interessieren?

5 Kommentare zu „Wie Frauen Männer zu Arschlöchern machen“

  1. Müsste so in den 90ern gewesen sein, da gab es ein Lied von den Prinzen (ich meine geschrieben von Udo Lindenberg), das hieß glaub ich „Schwein sein“.

    Darin enthalten die Verse:
    Ich war immer freundlich, lieb und nett,
    Kriegte nie irgend ’ne Frau ins Bett.
    Und dann auf Macho, cool und arrogant,
    Plötzlich kam’n sie angerannt.

    Passt, denke ich, ganz gut zu deinem Artikel. Und es ist bezeichnend, dass ich arge Zweifel hätte, dass sich heutzutag noch jemand, schon gar nicht die Prinzen, trauen würde, solche Liedzeilen in einen aktuellen Song zu integrieren. Was wiederum zu deiner Aussage passt, dass Jungen und junge Männer weitgehend, das Gegenteil dessen erzählt bekommen, was eigentlich faktisch Realität ist, besonders wenn es um Frauen-und-Männer-Dinge geht. Männer werden angeklagt und Frauen verherrlicht. Wen wundert es, wenn dann Männer beginnen, Frauen aus subversiver Position heraus auf ein Podest zu stellen und sich für sie verbiegen, was bei den Frauen nur als creepy und needy rüberkommt und diese Männer dann wiederum frustriert, weil sie aufgrund dessen, was sie über Frauen zu wissen glauben, einfach nicht verstehen können, warum sich keine mit ihnen abgeben will.

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  2. Nichts gegen Kavalier und Gentleman, wenn man mit dem Verhalten ein Zeichen setzen will, nach dem Motto: siehst Du, ich kann auch nett sein, wenn ich jemanden mag. Als meist von Emmanzen ihren Soehnen aufoktroierte Verpflichtung, dass Mann gegenueber Frauen immer freundlich und hilfsbereit zu sein hat, ist das natuerlich der Gang in die Hoelle. Feministinnen wollen ja keine Reziprozitaet, sondern immer nur nehmen, und heutzutage wachsen die jungen Maedels auch mit dieser Erwartungshaltung auf. Femannzen, die ihre Kinder so aufziehen zerstoeren beide Geschlechter. Die meisten Incels duerften aus so einer Alleinerziehenden-Familie kommen, oder aus einer, bei der der Vater absoluter Beta/Gamma ist.

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    1. Reziprozität ist das richtige Stichwort, wobei sich das Ganze auch durch die Gesamtgesellschaft zieht, wenn man etwas übergreifend nachdenkt. Der gesamte sogenannte Gesellschaftsvertrag ist komplett zerstört wurden.
      Das Verhalten der Frauen ist halt das natürliche Primatenverhalten. So sehe ich das. Dieses ist möglich durch a) Vorhandensein von Verhütungsmitteln und b) falls es doch mal schiefläuft, den Staat als Versorger.

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