Ohne Männer läuft alles besser: Wenn feministische Träume nicht einmal als Text funktionieren

Helen Hahne schreibt bei zeit.de über Ihren Arbeitsplatz. Sie arbeitet in einem rein weiblichen Team. Der Artikel ist das normale Loblied auf die weibliche Sisterhood (Schwesternschaft): Ohne Männer läuft alles besser.

Wie üblich wird uns bei Frauen etwas als besonders verkauft, was bei Männern normal ist: Die Zusammenarbeit in Hahnes Team funktioniert.

Die Existenz dieses Artikels, geschrieben von einer Feministin, in dem ein einziges erfolgreiches Beispiel so aufgeblasen wird, belegt schon, dass es offensichtlich ein Problem mit Frauen in Teams geben muss.

Die Zweifel, dass reine Frauenteams dauerhaft funktionieren sind berechtigt.

Bei einem reinen Männerteam hätte wohl niemand Zweifel daran, dass sie funktionieren. Man erwartet es (zurecht) einfach. Die Frage, ob nicht besser noch zwei Frauen ins reine Männerteam müssen, damit es funktioniert, ist absurd.

Helen Hahne lässt sich auch nicht von einer Studie stören, die sie selbst zitiert: Frauen haben lieber einen Mann als Vorgesetzten als eine Frau.

Dann zählt Helen Hahne auch noch Beispiele für schlechte Chefinnen in ihrem Freundeskreis auf. Tränen inklusive.

Trotz dieses wissenschaftlich belegten und durch Beispiele untermauerten Erfahrungswissens sind natürlich Männer an dieser Misere schuld. Nicht die Chefinnen.

Einige Studien, zum Beispiel die der Universität Utrecht, argumentieren, dass queen bees nicht ein typisch weibliches Phänomen sind, sondern vielmehr ein Produkt der ungleichen Verhältnisse. Wenn Frauen also die gleichen Chancen auf Aufstieg hätten wie Männer, müssten sie nicht andere Frauen als Konkurrenz sehen, die es auszustechen gilt.

„Einige Studien“ meinen also, dass Frauen gar nicht selbst für ihr Benehmen verantwortlich sind. Ein weiteres mal werden Frauen als Personen nicht ernst genommen, sondern zu unmündigen Kindern erklärt.

Den Männern wird die Verantwortung für das Verhalten der Frauen zugeschrieben. Wie im Mittelalter.

Dann kommt Helen Hahne mit dem besten Argument überhaupt: Ihre persönliche 18-monatige Erfahrung in einem reinen Frauenteam im Safe Space von „Edition F“. Hier läuft alles problemlos. Sie führt das auf die Abwesenheit von Männern zurück.

Wenn Frauen nicht um knappe Ressourcen konkurrieren, kann es eben sehr angenehm sein, mit Kolleginnen zusammenzuarbeiten.

Das ist, ganz ernsthaft, Helen Hahnes Begründung, warum reine Frauenteams funktionieren können. Wir lernen: Frauen benötigen nicht weniger als das Paradies um normal zusammenarbeiten zu können. So normal wie Männer.

Mir erschließt sich nicht, warum Helen Hahne das auf Frauen einschränkt. Steht man nicht in Konkurrenz zueinander ist das Auskommen natürlich einfacher. Das gilt für alle Teamkonstellationen.

Unter realen Bedingungen gibt es praktisch überall knappe Ressourcen. Zu unterstellen, dass Frauen unter solchen realen Bedingungen nicht normal arbeiten können ist frauenfeindlich.

Wie so oft sind Feministinnen die größten Frauenfeinde. Wie so oft übertragen sie ihren eigenen geistigen Horizont auf alle Frauen und liegen damit falsch. Ich arbeite mit Frauen zusammen, die keine perfekte Umgebung benötigen um im Team zu funktionieren.

Aber auch in anderer Hinsicht stimmt Helen Hahnes Argumentation nicht: Die Positionen ihrer Chefinnen sind natürlich genauso eine „knappe Ressource“ wie in einem Männerteam.

Mit fünf Jahren Berufserfahrung würde sie die gleiche Situation wahrscheinlich ganz anders sehen, wenn sie der Meinung ist, dass sie auch die Chefposition ausfüllen kann. Dann sitzen aber immer noch andere Frauen auf diesem Posten.

Nachdem Helen Hahne beschreibt, wie toll gemischtgeschlechtliche Teams funktionieren (natürlich nur wegen der vielen guten Eigenschaften der Frauen) kommt sie zum Thema Frauennetzwerke.

Mittlerweile gibt es unzählige Beispiele dafür, dass Frauen in der Berufswelt zusammen- und nicht gegeneinander arbeiten wollen. Die wohl bekannteste Initiative Lean In ist ein weltweites Netzwerk, in dem sich Frauen gegenseitig auf ihren Karrierewegen unterstützen. Inzwischen hat es über 380.000 Mitglieder. Der Feminist Fight Club oder TimesUp sind Initiativen, in denen Frauen sich loyal mit anderen Frauen in der Berufswelt zeigen: in Führungspositionen, aber – noch viel wichtiger – auch im Niedriglohnsektor. Auch in Deutschland gibt es viele Initiativen von Frauen, sich gegenseitig zu bestärken und zu unterstützen: Das Netzwerk Digital Media Women setzt sich zum Beispiel dafür ein, dass mehr Frauen auf Podien, Konferenzen und in den Medien zu Wort kommen. „Innen“ fördert die Sichtbarkeit von kreativen Frauen.

Bei jeder sich bietenden Gelegenheit schimpfen Feministinnen auf das angebliche Patriarchat – eine Seilschaft der alten weißen Männer, deren Hauptziel die Unterdrückung der Frau ist.

Und dann feiert eine Frau weibliche Seilschaften mit hunderttausenden Mitgliedern, die sich gegenseitig die Posten zuschanzen. Mir kommt der Begriff „Apartheid“ in den Sinn.

Die Übereinstimmung mit der von Feministinnen behaupteten Funktion des Patriarchats scheint Helen Hahne völlig zu entgehen.

Jede Burschenschaft wird als Hort der Frauenunterdrückung und des Patriarchats gewertet. Nutzen Feministinnen aber die Mittel, die sie den Männern vorwerfen, ist das nur Frauenförderung.

Das dahinter stehende Frauenbild, dass Frauen ohne besondere Förderung nichts erreichen können, finde ich so ekelhaft wie falsch. Ich arbeite mit erfolgreichen und angesehenen Frauen zusammen. Die haben das ganz ohne Seilschaften geschafft.

Zu den feministischen Seilschaften muss ich sagen: Sollen sie doch machen.

Ich vertraue auf die Mechanismen des Marktes: Wer Positionen nach Geschlecht und nicht nach Kompetenz vergibt, hat Nachteile, weil er nicht die besten Mitarbeiter einstellt. Firmen, die Stellen nach Geschlecht besetzen – auch mithilfe solcher Frauen-Seilschaften – haben Nachteile und werden diese Entscheidungen über kurz oder lang zu spüren bekommen.

Im öffentlichen Dienst funktioniert diese Selektion von erfolgreichen statt geschlechtsbesessenen Firmen leider nicht, weil es keine Konkurrenz gibt. Gleichzeitig ist Frauenbevorzugung im öffentlichen Dienst schon seit langer Zeit etabliert.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass diese Geschlechtsbesessenheit ihren Teil zu der von mir empfundenen Verschlechterung der öffentlichen Dienstleistungen beigetragen hat.

Indizien dafür gibt es genügend.

Ich glaube daran: Wenn wir uns eine wirklich gleichberechtigte Arbeitswelt erstritten haben, in der Frauen von Cheffinnen und Teamleiterinnen umgeben sind, können sie andere Frauen viel leichter bestärken und sich mit ihnen über Erfolge freuen. Die Facebook-Geschäftsführerin und Aktivistin Sheryl Sandberg ist sich heute schon sicher: „Wenn sich die Situation für Frauen in der Arbeitswelt verbessert, werden queen bees genauso aussterben wie das Faxgerät.“

Eine „wirklich gleichberechtigte Arbeitswelt“ bedeutet für die Autorin Helen Hahne, dass „Frauen von Cheffinnen und Teamleiterinnen umgeben sind“. Das ist keine Gleichberechtigung, das ist Quotenzwang.

Es muss sich nur erst die Situation für Frauen in der Arbeitswelt verbessern, also Männer raus aus Führungspositionen und Frauen per Quote rein. Aber dann, und erst dann, „können sie andere Frauen viel leichter bestärken und sich mit ihnen über Erfolge freuen“.

In dieser Argumentation ist keinerlei Zusammenhang erkennbar. Warum sollten Frauen sich erst dann viel leichter bestärken können, wenn weniger Männer da sind? Warum sollten sie nicht bereits jetzt dazu in der Lage sein?

Die von Helen Hahne aufgezeigten weiblichen Seilschaften belegen, dass Frauen sich auch heute gegenseitig helfen und sich über ihre Erfolge freuen können.

Warum sollten Frauen andere Frauen nicht mehr wegbeißen, wenn es weniger Männer gibt? Damit wird die Konkurrenz zwischen Frauen größer, nicht kleiner.

6 Kommentare zu „Ohne Männer läuft alles besser: Wenn feministische Träume nicht einmal als Text funktionieren“

    1. Perfekt. Danke! Diesen Link hatte ich gesucht, ihn aber nicht mehr gefunden.

      Als Gegendarstellung zum naiven Geseier Helen Hahnes stellt dieser Artikel dar, wie falsch die Lehren des Feminismus sind. Feminismus ist nur Theorie, die keinen Bezug zur Realität hat. Diejenigen, die sich daran orientieren scheitern.

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  1. Nichts gegen eine saftige Kritik der Mainstream-Medien. Ich habe langsam das Gefuehl, ihr macht aber nur noch das. Ich weiss nicht wer aus der Maskulisten-Maennerrechtler-etc. Szene das feministische Propagandablatt Zeit noch liest. Edition-F lese ich auch nie. Mir wuerde es besser gefallen, wenn ihr wieder mehr eigene Themen aufbereitet.

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    1. Ich schreibe über die Themen, die mir ins Auge springen. Auch wenn ich analysiere oder Daten aufbereite dienen mir häufig MSM Artikel als Aufhänger.

      Dieser hier war so frei von nachvollziehbaren Begründungen, dass ich darauf reagieren wollte. Außerdem spricht er weibliche Seilschaften an und nennt Zahlen dazu. Dieses Thema ist es wert angesprochen zu werden.

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  2. Meiner Erfahrung nach funktioniert die Zusammenarbeit mit Frauen, die (bereits) Kinder haben, besser als mit Frauen ohne Kinder. Zum einen suchen Frauen ohne Kinder bewußt oder unbewußt nach einem Partner, das kann eine schlechte Atmosphäre am Arbeitsplatz schaffen, logisch, weil Männer dann in Konkurrenz zueinander stehen. Zum anderen scheint es, dass Frauen ab einem bestimmten Alter (ab ca. 30 Jahre) verzweifelter nach einem Mann suchen, besser gesagt, der Kinderwunsch immer stärker wird, so stark, dass Fremdgehen oder gleich die Zerstörung einer anderen Beziehung, um den Mann an sich zu ziehen, zu einer überlegenswerten Option werden. Das sind meine Eindrücke, und die sind keine breite Datensammlung zu dem Thema.

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