Die unsolidarische Generation: Millenials und Generation Y

Bei Zeit Online beneidet Wlada Kolosowa ihre Freunde, die eine auf vier Tage verkürzte Wochenarbeitszeit haben.

Es war nicht Felix mit dem Firmenwagen. Nicht Cloe, die von ihrem Arbeitgeber um die Welt geschickt wird. Und auch nicht Alex, der das Doppelte von uns allen verdient und das Dreifache schuftet. Sondern Tim. Ich beneidete ihn um seine Viertagewoche. Darum, dass Tim einen Roman pro Woche liest und, sobald das Wetter über 15 Grad klettert, dreitägige Campingtrips macht.

Auch meine Freunde sind viel neidischer auf die Viertagewoche als auf ein riesiges Einzelbüro oder eine Bahncard100 vom Unternehmen. Die Mehrheit der Deutschen ist zwar für eine Fünftagewoche, wie YouGovherausfand. Aber fast die Hälfte der befragten 25- bis 34-Jährigen hätte gern ein Wochenende, das drei Tage lang dauert und nicht bloß zwei.

Wlada Kolosowa beschreibt hier nicht weniger als einen gesellschaftlichen Umbruch. Sie beschreibt die Abkehr von der solidarischen Gemeinschaft durch diejenigen, die es sich leisten können.

Wlada Kolosowa ist in ihrem Artikel so sehr damit beschäftigt ihre Perspektive und ihr erstaunlich oberflächliches Leben zu beschreiben, dass ihr der Blick darauf abhanden kommt, wie unsere solidarische Gesellschaft im Kern funktioniert.

Sie entscheidet sich selbst für eine Viertagewoche.

Solidarität

[Solidarität] bezeichnet […] als Grundprinzip des menschlichen Zusammenlebens ein Gefühl von Individuen und Gruppen zusammen zugehören. Dies äußert sich in gegenseitiger Hilfe und dem Eintreten füreinander. Solidarität kann sich von einer familiären Kleingruppe bis zu Staaten und Staatsgemeinschaften erstrecken. (Wikipedia)

Solidarität bedeutet, dass starke Schultern mehr schultern. Indem Menschen ihr Potenzial ausschöpfen erarbeiten sie mehr für sich. Gleichzeitig zahlen sie damit auch progressiv (also überproportional) mehr Steuern für die Gemeinschaft.

Im Artikel Gleichwertige Lebensverhältnisse habe ich beschrieben, wie es sich auswirkt, wenn manche Menschen ihr Potenzial nicht ausschöpfen.

Und genau so ist es auch hier: Übertragen auf eine Festanstellung mit einem fiktiven Einkommen von 3.000 Euro (Berlin, keine Kinder, keine Kirche, Steuerklasse 1, Jahr 2017, Alter 30) zahlt man 454,87 Euro Lohnsteuer und Solidaritätszuschlag und 252,00 Euro Beitrag zur gesetzliche Krankenversicherung.

Netto bleiben 1.921,88 Euro übrig.

Eine Viertagewoche führt zu 20 Prozent brutto Lohneinbuße, d. h. 2.400 Euro. Die Steuern sinken aber auf 297,77 Euro, die Krankenversicherung auf 201,60 Euro. Es bleiben 1.603,63 Euro netto.

Bei einer Reduktion der Arbeitszeit um 20 Prozent sinken Lohnsteuer und Solidaritätszuschlag um fast 35 Prozent. Das Netto-Einkommen hingegen sinkt um nicht ganz 17 Prozent.

Auch wenn die konkreten Zahlen bei ihr anders aussehen: Es wird klar, dass sich Wlada Kolosowa aus der solidarischen Finanzierung des Gemeinwesens zurückzieht.

Unser Gemeinwesen belohnt es sogar, wenn Menschen ihr Potenzial freiwillig nicht ausschöpfen: Ihr realer Lohnverlust ist niedriger als 20 Prozent. Die Leistungen die sie vom Gemeinwesen erhalten sind aber die gleichen.

Wenn ein Arbeitgeber vier Vollzeitstellen auf fünf Stellen mit Viertagewoche umstellt, ergibt sich das gleiche Bild:

  • Vier Personen mit je fünf Arbeitstagen zahlen 1819,48 Euro Steuern
  • Fünf Personen mit je vier Arbeitstagen zahlen 1488,85 Euro Steuern

Außerdem steigen die Kosten für den Arbeitgeber, da ein zusätzlicher Arbeitsplatz zusätzliche Kosten verursacht, beispielsweise für Büromiete und Technik. Die Gewinne und damit die Steuern der Unternehmen sinken dadurch ebenfalls.

Bei einem Gehalt von 2.000 Euro ist die Rechnung noch ernüchternder: Hier zahlt man 201,14 Euro Steuern. Arbeitet man 20 Prozent weniger, bekommt also nur 1.600 Euro, zahlt man nur 108,60 Euro Steuern.

Das sind 46 Prozent weniger Steuern.

Hinzu kommt, dass bei geringerem Einkommen auch die Beiträge zur Rentenversicherung und zur Arbeitslosenversicherung geringer sind. Das Risiko, im Alter auf Grundsicherung oder bei Arbeitslosigkeit auf Hartz-IV – und damit auf die Unterstützung der Gemeinschaft – angewiesen zu sein, steigt.

Profitieren von der Arbeit anderer

Wlada Kolosowa erwartet natürlich schon, dass andere wie gewohnt ihre Leistung erbringen: An ihrem freien Tag will sie Arzttermine wahrnehmen.

Aber gerade das Beispiel Ärzte macht ein weiteres Problem der Abkehr von der solidarischen Gesellschaft deutlich: Nicht jeder ist befähigt Arzt zu werden. Nur ein bestimmter Teil pro Jahrgang ist genügend befähigt, hochqualifiziert zu werden. Und nur ein Teil davon wird Arzt.

Würden Ärzte in großer Zahl Wlada Kolosowas Beispiel folgen, gäbe es bei gleicher Anzahl Ärzte weniger geleistete Arztarbeitsstunden. Und das ist nicht auszugleichen, weil eben nicht jeder Mensch befähigt ist Arzt zu sein.

Man kann vielleicht pro Generation mehr Befähigte dazu bringen Arzt zu werden, dann fehlen diese Menschen aber in anderen hochqualifizierten Jobs.

Damit wird, neben dem steuerlichen, ein weiterer Aspekt gesellschaftlicher Solidarität offensichtlich: Menschen profitieren von der Arbeit anderer. Das kennt Wlada Kolosowa aus eigener Erfahrung nicht, schließlich würde niemandem etwas fehlen, wenn es ab morgen keine Artikel mehr von ihr gäbe.

Scheinheilige moralische Überlegenheit

Wlada Kolosowa treibt die Scheinheiligkeit für mich auf die Spitze, da sie in einem anderen Artikel erklärt, wie sie ihre Freizeit nutzt, um in Flüchtlingsheimen einfachste Hilfsarbeiten zu übernehmen:

So bin ich an einem Mittwochabend in der Küche einer Flüchtlingsunterkunft in Berlin gelandet. Ich habe mehr als 200 Schnitzel auf Teller verteilt und mehr als 200 Mal „Bitte schön!“ und „Guten Appetit!“ gesagt, als ich sie über die Essensausgabe geschoben habe.

Ich habe Tische abgewischt und Teller in die Spülmaschine geräumt, ein bisschen Verstecken mit der achtjährigen Irakerin gespielt, und Ahmed den deutschen Ausdruck „ins Fettnäpfchen treten“ beigebracht.

Sie behauptet, dass sie sich danach nicht „besser gefühlt habe“. Trotzdem ist es ihr wichtig genug, einen ganzen Artikel darüber zu schreiben.

Wlada, die Hilfsarbeiten, die du ehrenamtlich verrichtest, können die Flüchtlinge auch selbst erledigen.

Was die Flüchtlinge nicht können, ist, die Steuern zu erwirtschaften die notwendig sind um das Essen zu bezahlen, das du auf ihre Teller verteilst.

Fazit

Damit ich nicht missverstanden werde: Ich will nicht verbieten, dass Wlada Kolosowa weniger arbeitet, ich möchte keinen Arbeitszwang.

Wenn aber über die Förderung der Teilzeitarbeit diskutiert wird, fehlt der Blick auf die andere Seite der Medaille: Es muss eine Diskussion zur Steuergerechtigkeit her.

Ein progressives Einkommenssteuersystem ist nur dann gerecht, wenn die individuelle ökonomische Leistung der Menschen im Großen und Ganzen der individuellen Leistungsfähigkeit entspricht.

Wenn aber staatlicherseits Teilzeitarbeit propagiert und gefördert wird, steigt die Zahl derer, die ihr Potenzial nicht nutzen. Damit entfällt das Argument der Solidarität für ein progressives Steuersystem.

Sogar eine Flat Tax (ein fester Steuersatz) erscheint mir vor diesem Hintergrund ungerecht. Das sieht man am Beispiel der gesetzlichen Krankenversicherung: Jeder zahlt einen festen Prozentsatz, erhält aber (bis auf die Lohnersatzleistungen) die gleichen Leistungen.

Ich empfinde das als gerecht, solange im Großen und Ganzen alle den Karren so mitziehen, wie sie können.

Zieht jeder nur noch, soviel er Lust hat, habe ich ebenfalls keine Lust mehr.

33 Kommentare zu „Die unsolidarische Generation: Millenials und Generation Y“

  1. Oh, ich habe schon lang keine Lust mehr, den Laden zu finanzieren, mich dafür von machtbesoffenen Beamten schikanieren zu lassen, von korrupten und kriminellen Politikern auspressen und von linken Linken beschimpfen zu lassen und zudem noch als weisser Mann Bürger dritter Klasse im eigenen Land zu sein.
    Der einzige Ausweg ist, gewaltfrei dagegen zu sein d.h. denen das Geld zu entziehen. Die fahren den Laden sowieso gegen die Wand, was soll ich mich da bis zum Crash dafür abstrampeln dass alles so weiterläuft?
    Ich hab da Abstellhgleis gewählt, lebe von H4 sehr bescheiden aber mit viel Zeit für meine Selbstversorgerlandwirtschaft, meinen Weinberg , meine 4 Morgen Land und meinen kleinen Hof. Das Wort ‚Urlaub‘ wird aus dem Sprachschatz gestrichen und man geniesst die kleinen Freuden des Lebens mit der Natur. Und wenn alles zusammenbricht hab ich ne lebensfähige Struktur, die auch ohne Geld von aussen weiterträgt.
    Um einen Zusammenbruch kommen wir nicht herum dafür brennt es an zu vielen Ecken. Finanzsystem, Asylbetrug, islamischer Behauptungsanspruch und die Repressalien einer entfesselten Politiker und Beamtenkaste auf dem Rücken weniger ausgepresster Leistungsträger, das bricht irgendwann an einer Stelle und dann ist Dominoday. Wer da mitmacht hat nen Vogel oder Kinder. Wer Kinder hat, sollte an einem Plan B arbeiten. Dringend!

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    1. Der einzige Ausweg ist, gewaltfrei dagegen zu sein d.h. denen das Geld zu entziehen. Die fahren den Laden sowieso gegen die Wand, was soll ich mich da bis zum Crash dafür abstrampeln dass alles so weiterläuft?

      Ich weiss schon, dass du das so siehst und ich halte diese Sichtweise für legitim. Ich sehe den Zusammenbruch aber noch nicht als unvermeidlich an. Und mit Zusammenbruch meine ich: Chaos und Elend, vielleicht auch Bürgerkrieg.

      Und ich muss ehrlich sagen: Um Chaos und Elend zu verhindern würde ich sehr weit an meine persönlichen Grenzen gehen. Denn die Auswirkungen sind so radikal und so wenig vorhersagbar, dass niemand sicher ist. Auch ein Weinberg und eigene Landwirtschaft ist im Zweifel einfach weg.

      Ich glaube wir und zukünftige Generationen haben so viel zu verlieren, dass ich den Laden lieber (noch) mit finanziere und hoffe, dass unsere Gesellschaft die Kurve noch kriegt.

      Das mag für dich naiv klingen. Mich zurückzuziehen und zu hoffen, dass der Sturm vorüber zieht, scheint mir aber keine Option zu sein.

      Schau die die Länder an, die bergab gehen: Venezuela beispielsweise. Dort ist es für alle beschissen.

      Oder schau dir Bürgerkriegsländer an.

      Dort gibt es keine Sieger.

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      1. Ich könnte Deine Sichtweise verstehen, wenn ich einen Willen zur Behebung der Übel sähe.
        Ich sehe aber nur die konsequente Verfolgung aller Übel biszumgehtnichtmehr. Deshalb sehe ich auch de Bürgerkrieg als unvermeidlich, den Point of no return überschritten.
        Die Notbremsenoption ist vergeben, da hätte man vielleicht bis Ende 2014 etwas tun können.
        Merkel und Co (CDSCSUSPDFDPGRÜNELINKE) also 87% des Parteienspektrums WOLLEN noch mehr Fremde , indb. Muslime in unserem Land, WOLLEN den Euro der schon gescheitert ist und WOLLEN unser Land in der EU aufgehen lassen. Jeder einzelne Punkt dieses wollends reichte allein um genügend Chaos anzurichten.
        Die Politik führt einen Krieg gegen den deutschen Mittelstand , gegen Familie und gegen die tragende Industrie mit aller Gewalt. Dieser Wille zum Übel muss erkannt werden , ist zu Erkennen.
        Was viele nicht auf dem Radar haben sind die Verwerfungen des Finanzsystems und dessen Fragilität, dass nur noch mit erheblichen Manipulationen aufrecht zu erhalten ist. Dort wird es brechen evtl. befördert durch eine Naturkatastrophe oder einen wochenlangen Stromausfall durch das Eneuerbare Energie-Abenteuer. Dann haben wir Bürgerkrieg und zwar archaische Clangesellschaften gegen weichgelebte Europäer, die weder mit der Natur noch mit den meisten Dingen noch souverän umgehen können.
        Ich weiß natürlich auch, daß meine Infrastruktur kein 100%iges Überleben sichert, es macht es aber möglich.

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        1. Ich sehe das so: Es hat schon häufig – wohlbegründete – Zusammenbruchsvorhersagen gegeben. Bisher sind sie nicht eingetreten. Auch wenn ich also großen Teile deiner Argumentation folge sehe ich den Zusammenbruch (noch) nichts als gegeben an.

          Ich sehe es wie hier https://testosteronum.wordpress.com/2017/06/29/westfernsehen/:

          So wie damals die DDR-Bewohner durch das Westfernsehen sehen konnten, dass es Alternativen zum Sozialismus/Kommunismus gibt, kann man heute durch das Internet sehen, dass es Alternativen zu dem gibt, was uns die Bluepiller als „alternativlos“ verkaufen wollen.

          Ansonsten sehe ich die Gefahr, dass tatsächlich das schlechteste im Menschen zum Vorschein kommt, wie hier beschrieben: https://lollipops4equality.wordpress.com/2017/09/24/ja-ich-will-das-wirklich/

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          1. Das hört sich an, als wolltest Du den Zug der Lemminge in Richtung Abrisskante aufrechterhalten.
            Schau Dir doch nur mal die Lernfähigkeit der Systemparteien an. Trotz massivstem Widerstand und erheblichen Verlusten setzt man auf ein stures ‚Weiterso‘. Die SPD setzt jetzt zu 100% auf stark ideologisierte und emotionalisierte Damen, die direkt aus dem Kreisssaal über den Schulsaal in Hörsaal und Plenarsaal wechselten, geben also jede Rationalität und Lebenspraxis auf und begeben sich in die Hände derer, die schon lange auf der Förderungswelle surfen.
            Merkel will stur alles durchsetzen, was diesem Land schadet, es destabilisieren und der EU zum aussaugen überantworten. Denkt an Macrons Drohungen, die garantiert mit Merkel abgestimmt sind.

            Wenn aus dem System heraus , aus der Gesellschaft heraus Rettung erfolgen sollte. müsste drastisches passieren.
            Zum Beispiel Putsch der Polizei und Bundeswehr, Merkel und andere der Führungsrige verhaftet, die ganzen kriminellen Netzwerke (Bundesverfassungsgericht, Stiftungsmafia, Behörden, Universitätsunwesen ) ausgehoben werden, kriminelle und Illegale konsequent abgeschoben werden, der Mittelabfluss ins Ausland und an Kulturfremde abgestellt werden, sofort eine neue Währung geschaffen werden und schnellstens ein paar Gaskraftwerke ans Netz gehen oder ein oder 2 alte Atommeile wieder geschaltet werden. Der EU müsste gekündigt werden.

            Stromnetze und Finanzsystem sind extrem fragil, für die innere Sicherheit fehlt erhebliches Personal und Teile davon sind in ihrer Loyalität nicht bei uns.

            Das wäre mit einer halbwegs gebildeten und mit Faktenwissen ausgestatteten aufgeklärten Bürgerschaft möglich die bereit ist, emotionsfreie Debatten zu führen und konsequent zu handeln.

            Grundlage hierfür würde die Schachtschneiderklage bieten.

            Wir müssten eine Verfassungsgebende Versammlung einberufen (oder erstmal zur preussischen Verfassung, einem bürgerlichen Kantonalssystem nach dem Subsidaritätsprinzip zurückgehen, etwas, was unser Land tatsächlich retten könnte).

            Wir müssten einen Friedensvertrag erwirken und Souveränität nach dem Völkerrecht erlangen.

            Man kann auf einer verfaulten Basis kein rettendes Gebilde errichten.
            Wir müssten erstmal zu dem Punkt zurückgehen an dem wir den Weg verloren haben, zum 9. Nov. 1918. An diesem Tag haben Reichskanzler Max v. Baden und die SPD das Volk, das Land und seinen Präsidenten (der den Namen ‚deutscher Kaiser‘ trug) verraten und somit das erste vom Volk initialisierte Staatsgebilde auf deutschem Boden abgeschafft. Und dann das Ganze Land mit allem drum und dran dem Kriegsgegner ausgeliefert. Hier wäre anzusetzen, weil wir seitdem in einem permanenten Putschzustand leben, der 1945 in einen Besatzungszustand übergegangen ist.

            Diese hier nötige Ansttrengung sehe ich nicht als Möglich an, da ist es viel wahrscheinlicher , wir gehen durch Chaos und Zuisammenbruch und ein kleines Mittelalter, wie eben andere Bürgerkriegsländer auch.

            Zuviele ideologisierte Deutsche ohne historisches und faktenbasiertes Wissen und ohne Bezug zu ihrer Heimat würden dem kontraproduktiv entgegenwirken.

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    1. Ich stimme zu, dass es ein Problem mit der Ausgabeseite gibt. Der aktuellen Politik fehlt auch völlig das Gefühl dafür, dass es sich um das Geld der Steuerzahler handelt.
      Wenn die Steuereinnahmen sprudeln wird ausschließlich darüber nachgedacht, wie man das Geld verteilen könnte.
      Dass man die staatliche Verwaltung auch einfach mal für etwas nicht zuständig halten könnte kommt praktisch nicht vor.

      Das halte ich für falsch.

      Trotzdem möchte ich in einem funktionierenden Staatswesen leben. Vor diesem Hintergrund zahle ich gern Steuern und beteilige mich auch gern an einer solidarisch finanzierten Krankenversicherung.

      Aber: Das scheint mir völlig außer Kontrolle geraten zu sein. Der Grundsatz, dass man die Menschen einfach mal in Ruhe zu lassen hat und nur bei unbedingt Nötigen Themen eingreift ist komplett vergessen.

      Naivität statt Realismus beherrscht unsere Verwaltung. Für mich liegt beispielsweise völlig auf der Hand, dass Deutschland bei völlig unbeschränkter Einwanderung innerhalb weniger Jahre (nicht Jahrzehnte!) keinen Wohlstand mehr zu verteilen hätte.

      Dennoch gibt es Politiker, die dies ernsthaft fordern. Ich kann mir das nur so erklären, dass die solche Zusammenhänge nicht verstehen.

      Und das führt mich zu diesem Artikel: Ich finde es unglaublich, dass es Menschen wie Wlada Kolosowa gibt, die einerseits die Flüchtlingspolitik Merkels unterstützen, sich aber anderseits aus der Finanzierung verabschieden.

      Das ist für mich nicht einmal Doppelmoral: Ich spreche ihr die Fähigkeit ab, diese Zusammenhänge zu verstehen, dabei sind sie trivial.

      Und diese Person veröffentlicht in vielen großen Medien. Wlada Kolosowa steht also nicht nur als Einzelbeispiel da, nein, die Medien haben sind generell zu kindlichen Ansichten zurück entwickelt.

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      1. Richtig.

        Mir ist mal aufgefallen, dass viele Leute gar nicht wissen, dass der Staat die Menschen ausbeutet, um Verschwendungen zu finanzieren, was der Grund für die hohe Steuerbelastung ist (man darf dabei auch die indirekten Steuern nicht übersehen).
        Und ich glaube, das ist auch mit ein Grund dafür, dass Leute wie diese Wlada die Zusammenhänge nicht erkennen können.

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  2. Die heute Lebenden haben gar keine Vorstellung davon wie ein Land ohne Regierung funktionieren kann. Meine Omageneration wusste das aus eigener Erfahrung. In den ersten Nachkriegsjahren hat jeder jede Arbeit gemacht um was zu beissen zu haben. Eine meiner Omas hat bis 80 gearbeitet, weil sie sich ausserstande sah zum ‚Amt‘ zu gehen und um (ihr zustehendes) Geld ‚zu betteln‘. Fast jeder kennt heute nur noch den immer verfuegbaren und spendablen Staat, der fuer alles sorgt. Die haben den Eindruck es gibt irgendwo eine geheimnisvolle eierlegende Vollwollmilchsau, die uns alle versorgt. Die kapieren nicht dass es da einige 100tausend Leute gibt, die unglaublich intensiv und kreativ arbeiten, damit der Rest gut leben kann; die verteufeln sogar noch diese 1%, diese boesen Reichen. Das Potential fuer Technik und Automation hat das Potential des IQ der Massen schon bei weitem ueberschritten. Das Schmarotzertum ist ein Selbstlaeufer und gutmenschliche Doktrin geworden. Das hoert auch nicht auf wenn man Einsicht predigt; das hoert erst auf wenn alles weggefressen ist.

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    1. Die heute Lebenden haben gar keine Vorstellung davon wie ein Land ohne Regierung funktionieren kann. Meine Omageneration wusste das aus eigener Erfahrung.

      Ich denke, dass es gegen Ende des Krieges und des Beginns der Nachkriegszeit praktisch keine Zeit gab, in der es keinen Staat gab. Die öffentliche Ordnung wurde weitgehend aufrecht erhalten.

      Es gab sicher keinen Sozialstaat.

      Fast jeder kennt heute nur noch den immer verfuegbaren und spendablen Staat, der fuer alles sorgt. Die haben den Eindruck es gibt irgendwo eine geheimnisvolle eierlegende Vollwollmilchsau, die uns alle versorgt. Die kapieren nicht dass es da einige 100tausend Leute gibt, die unglaublich intensiv und kreativ arbeiten, damit der Rest gut leben kann;

      Das ist das, was ich oben mit dem Problem der Ausgabeseite gemeint habe: Die generelle Geisteshaltung ist, dass Geld da ist, dass die strittige Frage nur die Verteilung des Geldes ist. Und das der Staat zunächst einmal für alles Zuständig ist.

      Die Idee, dass der Staat für manche Dinge einfach nicht zuständig sein sollte, gibt es praktisch nicht.

      die verteufeln sogar noch diese 1%, diese boesen Reichen.

      Genau, sie unterscheiden nicht einmal zwischen den anstrengungslos reich gewordenen und denen, die es mit coolen Ideen, Risikobereitschaft und Fleiß geschafft haben und ganz viele Leute mit nach oben gezogen haben. Eine allgemeine Leistungsfeindlichkeit macht sich breit.

      Das hoert auch nicht auf wenn man Einsicht predigt; das hoert erst auf wenn alles weggefressen ist.

      Du kannst @Gereon die Hand geben 😉

      Unser politisches System reagiert langsam, aber es reagiert. Es ist zu Veränderungen fähig, auch in die „unsoziale“ Richtung, siehe Agenda 2010.

      Die Langsamkeit hat auch Vorteile, da auf diese Weise die Gefahr geringer ist, dass zu viele Menschen überfordert werden.

      Das ist der Grund, weshalb ich nicht so fatalistisch eingestellt bin wie @Gereon. Bisher hat das politische System immer ausreichend reagiert und hat verhindert, dass das Land zu weit in eine Richtung gedriftet ist. Deshalb ist Deutschland in Summe recht stabil: Notwendige Veränderungen ja, unnötig schnell und radikal nein.

      Die Frage, die ich mir ernsthaft stelle ist: Geschehen die Änderungen in unserem Land zu schnell und zu langfristig, so dass unser politisches System nicht mehr ausreichend schnell reagieren kann, weil es zu langsam und zu kurzfristig funktioniert.

      Das ist die Gefahr, die ich sehe.

      Und ich muss sagen: Ich kenne auch keine Alternative. Welches andere real existierende politische System ist denn besser als unseres?

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      1. Zumindest in punkto Wirtschafts- und Steuerpolitik ist z.B. Singapur weitaus besser als „unser“ System.

        Oder das berühmte Wirtschaftswunder in den 50er und 60er Jahren war nur möglich, weil „unser“ System seinerzeit eine sehr gute Wirtschafts- und Steuerpolitik hatte.
        Ausführlich kann man es in dem Buch „Das Kapital am Pranger“ von Roland Baader nachlesen.

        Und es lassen sich noch genug andere Beispiele finden.

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        1. Ich kenne mich mit Singapur nicht wirklich gut aus. Aber sie haben es recht schnell von einen Entwicklungsland zu einem Industrieland geschafft.

          Aber Deutschland war nach dem Krieg ebenfalls nicht in guter Verfassung, so wie du schreibst: Es gab das Wirtschaftswunder. Unser politisches System hat das möglich gemacht (natürlich nicht nur das, aber es hat es auch nicht verhindert, wie im Ostblock). Wir haben immer noch das gleiche System, mit dem wir erfolgreich waren.

          Da setzt halt eine gewisse Dekadenz ein. Ich hoffe, dass sich das auch innerhalb des Systems wieder umkehren lässt.

          Und meine Prognose: Mit den nächsten ein oder zwei satten Generationen wird auch in Singapur eine gewisse Dekadenz einziehen. Man wird sehen, wie die das auf die Reihe bekommen.

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          1. Nein, nicht das politische System hat das Wirtschaftswunder ermöglicht, sondern vorallem die damalige Steuerpolitik.
            Da gab es u.a. so ganz „böse“ Sachen wie z.B. Steuererleichterungen für Unternehmer. Dadurch waren dann Investitionen möglich.
            Ich müsste noch mal in dem o.g. Buch von Roland Baader nachschlagen, wie und was man genau gemacht hat.

            Und das System, mit dem wir damals erfolgreich waren, ist nicht mit dem heutigen System vergleichbar.
            Die heutige Steuerpolitik (eigentlich das ganze System) basiert auf Ausbeutung und Verschwendung.
            Die „Partei der Vernunft“ hat das mal durchgerechnet, wie hoch die Steuerbelastung ist. Wenn man direkte und indirekte Steuern betrachtet, kommt man auf über 70%.
            Ich weiss nicht, ob Du möchtest, dass man hier Artikel von Parteien verlinkt, deswegen lasse ich es erstmal. Aber der Artikel nennt sich „Ihre skandalose Abgabenlast“.

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            1. Nein, nicht das politische System hat das Wirtschaftswunder ermöglicht, sondern vorallem die damalige Steuerpolitik.

              Die Steuergesetze wurden aber von Politikern in einem politischen System erlassen. Ein politisches System sagt noch nichts darüber aus, welche Politik gemacht wird.

              Da gab es u.a. so ganz „böse“ Sachen wie z.B. Steuererleichterungen für Unternehmer. Dadurch waren dann Investitionen möglich.

              Ich bin kein Freund von monokausalen Erklärungen wie Steuererleichterungen –> Investitionen –> Wohlstand für alle.
              Mir fallen weitere Gebiete ein, in denen die die Politiker in Singapur etwas richtig gemacht haben müssen, damit es zu einem Wirtschaftswunder kommt: Bildungspolitik, Leistungsanreize, Rechtssicherheit, Investitionssicherheit …

              Auch die Menschen müssen etwas mitgebracht haben: Zielstrebigkeit, Fleiß, Regelkonformität, …

              Und das System, mit dem wir damals erfolgreich waren, ist nicht mit dem heutigen System vergleichbar.

              Das politische System ist fast unverändert. Dieses System kann erfolgreiche Politik hervorbringen, das beweist das Wirtschaftswunder.

              Die heutige Steuerpolitik (eigentlich das ganze System) basiert auf Ausbeutung und Verschwendung.

              Es stimmt nicht, dass das zu Zeiten des Wirtschaftswunders in Deutschland anders war. Die Steuern waren früher höher als heute.

              Einkommensteuer:

              (die 95% bei Deutschland im Jahr 1950 sind kein Druckfehler!)

              Körperschaftsteuer:

              „Der Körperschaftsteuersatz bei Gewinnthesaurierung, der seit 1977 bei 56 Prozent gelegen war, war bereits 1990 auf 50 Prozent und 1994 weiter auf 45 Prozent gesenkt worden. 1999 er- folgte eine Reduktion auf 40 Prozent (42 Pro- zent einschließlich Solidaritätszuschlag), 2001 auf 25 Prozent (26,4 Prozent einschließlich So- lidaritätszuschlag).“
              (http://library.fes.de/pdf-files/wiso/09604.pdf)

              Die Abgabenquote (inkl. Sozialversicherungen) ist heute höher als 1960 (http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Monatsberichte/2016/07/Inhalte/Kapitel-6-Statistiken/6-1-11-entwicklung-der-steuer-und-abgabequoten.html) – ist aber schon wieder gesunken, sie war in den 1990ern auch schon über 40 Prozent.
              Und die Sozialversicherungen sind nur zum Teil Umverteilung (falls du das mit Verwendung meinst). Zum guten Teil handelt es um persönliche Anwartschaften (Renten- und Arbeitslosenversicherung).

              Also: Verschwendung: Ja, zu, Teil. Ausbeutung: Naja, bei 95% würde ich davon sprechen.

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              1. Quasi als „Wiedergutmachung“ für meinen Punkt unten – ich will Dir ja auch nicht widersprechen, wenn Du das nicht willst – hierzu nochwas, da da enorm unsachlich und daneben wurde:

                und ich zitiere alle Vorgänger wild durcheinander, auch wenn das (fast nur) @Siggi sein wird:

                Die öffentliche Ordnung wurde weitgehend aufrecht erhalten.
                Es gab sicher keinen Sozialstaat.

                Das kannst Du Deiner Oma erzählen, die sich für irgendwelche russischen/amerikanischen Besatzer prostituiert hat. Ah – nicht? Du gibst mit der Aussage Luisman nur Recht.

                Die Idee, dass der Staat für manche Dinge einfach nicht zuständig sein sollte, gibt es praktisch nicht.

                Das ist vollkommen korrekt und der eigentliche, wirkliche, total über alles wichtige Punkt.

                Es hilft aber diesbezüglich herzlich wenig, einen Artikel zu schreiben, in dem es darum geht, dass Leute, die dem Staat weniger Geld geben, als sie es könnten, irgendwie „schlecht“ wären. Ob das nun mit dem Schlagwort „sozial“ oder „solidarisch“ passiert ist doch schnuppe.

                Eine allgemeine Leistungsfeindlichkeit macht sich breit.

                Die hatten wir in Deutschland schon immer – also, seit ich lebe, das wären die 1980er – und dass nicht zwischen Besitzvermögen und Leistungsvermögen differenziert wird, ist mit Sicherheit ein zentrales Problem. Dessen Lösung aber nicht sein kann, den Besitzenden pauschal ihr Vermögen wegnuzehmen (ich unterstellte das hier niemandem; das wollen die Kommunisten).

                Du kannst @Gereon die Hand geben 😉

                Ich finde, dass Du, @Siggi, bereits hier die sachliche Diskussionsebene verletzt. Ich halte @Gereon für einen Recihsbürger – Spinner, aber das ändert nichts daran, dass das, was er sagt, mehr wahren Gehalt hat als – hmmm… – z.B. das, was Schulz oder Merkel sagen.

                Unser politisches System reagiert langsam, aber es reagiert. Es ist zu Veränderungen fähig, auch in die „unsoziale“ Richtung, siehe Agenda 2010.

                Die Agenda 2010 ist ein Verrat der (vielleicht von Beginn an zum Scheitern verurteilten) deutschen „Solidarität“ zugunsten eines Sozialismus, wohlgemerkt betrieben von Solzialisten und – mit den Grünen – Kommunisten. Die wirklichen Leidträger der Agenda 2010 sind alte, verdiente Arbeiter, die sich – solidarisch, wohlgemerkt – darauf verlassen haben, dass die Gesellschaft als Gegenleistung für ihre bezahlten Beiträge sie im Fall der Fälle – der eingetreten ist – unterstützt, so wie sie die Gesellschaft unterstützt haben.

                Freilich war das (eventuell) unvermeidbar, aber das ist der sozialistisch-kommunistischen Tendenz der Gewerkschaften zu verdanken – was hat denn eine Schlecker-Regaleinräumerin mit einem Automechaniker zu tun? Nix? Warum sind die beide bei Verdi? Oh.

                Nepotismus und Machtstreben bei den Gewerkschaften wäre eine Idee. Die ist grundsozialistisch.

                Die Langsamkeit hat auch Vorteile, da auf diese Weise die Gefahr geringer ist, dass zu viele Menschen überfordert werden.

                Du favorisierst hier einen Schrecken ohne Ende gegenüber einem Ende mit Schrecken. Nochmal: SOZIALISMUS.FUNKTIONIERT.NICHT.

                Das ist der Grund, weshalb ich nicht so fatalistisch eingestellt bin wie @Gereon. Bisher hat das politische System immer ausreichend reagiert und hat verhindert, dass das Land zu weit in eine Richtung gedriftet ist. Deshalb ist Deutschland in Summe recht stabil: Notwendige Veränderungen ja, unnötig schnell und radikal nein.

                Ende der 1990 er war Deutschland welten besser als heute. Ich ging an die Uni und mir wurde ein sechsstelliges Einkommen in Aussicht gestellt, und ich hätte mir nicht träumen können, was ich mit dem Geld soll. Jetzt sind 100.000 € leider doppelt so viel Arbeit wie damals 100.000 DM, und Du tust so, als würde ich die trotzdem wollen müssen, obwohl sie weniger wert sind.

                Und ich muss sagen: Ich kenne auch keine Alternative. Welches andere real existierende politische System ist denn besser als unseres?

                Wirtschaftliche Systeme funktionieren langfristig nie; Du stellst die falsche Frage. Die richtige Frage ist, welches System langfristig erneuerbar wäre. Tipp: Marktkapitalismus. Muss kaputtgehen, muss sich erneuern.

                Da setzt halt eine gewisse Dekadenz ein. Ich hoffe, dass sich das auch innerhalb des Systems wieder umkehren lässt.

                Erzähl das einem Römer, um 200 AD. Hey – Dein Idealismus in Ehren, aber…

                Und meine Prognose: Mit den nächsten ein oder zwei satten Generationen wird auch in Singapur eine gewisse Dekadenz einziehen. Man wird sehen, wie die das auf die Reihe bekommen.

                Gar nicht. War nie so, wird nie so sein, wird sich nicht ändern. Wir könnten mal aus der Geschichte lernen, aber wenn – echt jetzt – nichtmal Du das einsiehst, wer denn sonst?

                Die „Partei der Vernunft“ hat das mal durchgerechnet, wie hoch die Steuerbelastung ist. Wenn man direkte und indirekte Steuern betrachtet, kommt man auf über 70%.

                Das stimmt, und das geht halt nicht. Ihr kennt Robin Hood? Der war gegen fucking 20% Steuern.

                Ich bin kein Freund von monokausalen Erklärungen wie Steuererleichterungen –> Investitionen –> Wohlstand für alle.

                Toll. Nenn mir doch mal ein Modell, was in der Praxis funktioniert, wo „weniger Steuern“ keine Determinante für Wohlstand ist. Eines.

                Auch die Menschen müssen etwas mitgebracht haben: Zielstrebigkeit, Fleiß, Regelkonformität, …

                Ach.

                Das politische System ist fast unverändert. Dieses System kann erfolgreiche Politik hervorbringen, das beweist das Wirtschaftswunder.

                Das Wirtschaftswunder beweist, dass leere Versprechungen Leute zu überproportionalen Leistungen motivieren, wenn sie dafür überproportionale Erträge bekommen. Meine Oma bekam 80% von 90% Opas letztem Gehalt als Witwenrente, das sind 64%. Mein Papa bekam diese 64% – trotzdem er länger arbeitete als Opa – nichtmal als eigene Rente. Der Staat spielt hier ein Pyramidenspiel seit 1947, und Du maulst, dass das zuammenbricht, statt einzusehen, dass es das muss.

                Es stimmt nicht, dass das zu Zeiten des Wirtschaftswunders in Deutschland anders war. Die Steuern waren früher höher als heute.

                Mit einer fucking Grafik von Verdi, der neutralsten Quelle in dem Punkt. Sicher. Hat die irgendwer bezahlt, die 95%? Ach – nicht? ich habe die 45% bezahlt, und das ist mir schon zu doof.

                Sieht man auch schön in Deinem Selbstwiderspruch:

                Die Abgabenquote (inkl. Sozialversicherungen) ist heute höher als 1960

                Juii. Problem identifiziert.

                Also: Verschwendung: Ja, zu, Teil. Ausbeutung: Naja, bei 95% würde ich davon sprechen.

                Dann frage ich mich ehrlich, warum Du @Testosteronum eigentlich widersprichst. Ich widerspreche @Gereon ja auch nicht, und das nur, weil er grundsätzlich Recht hat, egal, wieviel Mist er labert.

                Ich widerspreche aber Dir, wie das Lusiman (wohl) auch macht, weil ich denke, dass es das wert ist, um es wenigstens zu versuchen, den Untergang aufzuhalten, oder wenigstens genügend „gute“ Leute darauf vorzubereiten.

                Ich glaube übrigens nicht, dass im Fall der Fälle – wie Du den vor Dir verlinkten Artikel verstanden zu haben scheinst – „das schlechteste im Menschen zum Vorschein kommt“ – ich bin mir da historisch bedingt recht sicher. Ich will nur nicht die Hoffnung verlieren, dass es auch noch anständige Meschen gibt.

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  3. Es ist solidarisch denen gegenüber, die arbeiten wollen und können, durch eine breitere Verteilung der Arbeitszeit auf mehr Schultern die Leistungsentgelte auf alle zu verteilen – da haben, wie Du vorrechnest, auch alle außer dem Staat mehr davon.

    Es ist nur nicht solidarisch denen gegenüber, die nicht arbeiten wollen, und die sind selbst unsolidarisch, haben also auch keine Solidarität verdient.

    Denjenigen, die nicht arbeiten können hingegen ist Solidarität geschuldet, wenn sie sich zuvor solidarisch verhalten haben – das ganze Konzept kommt ja aus unfallträchtigen Branchen; insb. die Sozialversicherung.

    Der Rest muss von Almosen leben; das hat nichts mit Solidarität zu tun. Die muss zumindest reziprok sein können.

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        1. Ah, ok, so verstehe ich es.
          (Ich hatte das „es“ so verstanden, dass es sich auf eine Aussage im Artikel bezieht und ich habe nicht verstanden, welche du meintest)

          Es ist solidarisch denen gegenüber, die arbeiten wollen und können, durch eine breitere Verteilung der Arbeitszeit auf mehr Schultern die Leistungsentgelte auf alle zu verteilen

          Ja, korrekt. Aber nur
          * Wenn es in diesem Job überhaupt genügend andere gibt, die für den jeweiligen Job befähigt sind.
          ** Das mag bei dem Job der Autorin der Fall sein, bei anderen ist das nicht so.
          ** Wenn es nicht genügend Entwicklungsingenieure gibt, die coole Produkte entwickeln, werden in der Produktion Leute entlassen. Dito für Teilzeitingenieure. Das ist nicht solidarisch.
          * Wenn das Motiv für die Handlung tatsächlich die Solidarität mit anderen Arbeitnehmern ist.
          ** Das ist in dem verlinkten Artikel nicht der Fall, die Gründe waren eigennützig.

          da haben, wie Du vorrechnest, auch alle außer dem Staat mehr davon.

          Von staatlichen Leistungen profitieren alle. Der Staat ist keine externe Instanz, die das Geld nur weg nimmt. Sich an der Finanzierung aus eigennützigen Motiven nicht oder weniger zu beteiligen ist nicht solidarisch.

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          1. Ein umverteilender Staat ist aber nie solidarisch und auch kein Mittel dazu. Der ist sozialistisch.

            Wenn der Ingenieur keine Lust hat, mehr zu arbeiten, als er muss (nicht: könnte), ist das auch nicht unsolidarisch. Es ist nicht sozial(istisch).

            Da aber Sozialismus eh nicht funktioniert – es scheitert ja schon an einer relativ nutzlosen Frau – macht es keinen Sinn, da mitzuspielen.

            Solidarität ist nicht altruistisch.

            Du machst hier das gleiche wie die CDUSPD: Solidarität mit Sozialismus verwechseln.

            Der Unterschied ist, dass Solidarität funktioniert. Sozialismus nicht.

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            1. Solidarität ist nicht altruistisch.
              Du machst hier das gleiche wie die CDUSPD: Solidarität mit Sozialismus verwechseln.

              So kann ich das weder hier
              https://de.wikipedia.org/wiki/Solidarität
              noch hier
              http://www.duden.de/rechtschreibung/Solidaritaet
              noch hier
              https://de.wiktionary.org/wiki/Solidarität
              noch hier
              https://www.openthesaurus.de/synonyme/Solidarität
              herauslesen.

              Ein umverteilender Staat ist aber nie solidarisch und auch kein Mittel dazu. Der ist sozialistisch.

              Ich rede ja nicht nur von Umverteilung. Ich spreche von staatlichen Leistungen, wie Polizei, Feuerwehr, Justiz, Verteidigung, Bildung, Infrastruktur etc.

              Bei Wikipedia findet sich etwas, was noch am ehesten an deine Definition herankommt (das ist aber die einzige Stelle, die ich beim überfliegen gefunden habe):
              Habermas fasste Solidarität folgendermaßen zusammen: „Wer sich solidarisch verhält, nimmt im Vertrauen darauf, dass sich der andere in ähnlichen Situationen ebenso verhalten wird, im langfristigen Eigeninteresse Nachteile in Kauf.“

              Das ist für mich beim Zahlen von Steuern zur Finanzierung staatlicher Leistungen für alle der Fall. Es ist kurzfristig Nachteilig für den Einzelnen, langfristig dient es aber dem Eigeninteresse und man kann erwarten, dass andere weiter zahlen, auch wenn man selbst ausfällt.

              Sogar mit der Habermas-Definition komme ich also nicht in Konflikt mit dem was ich sage.

              Wenn der Ingenieur keine Lust hat, mehr zu arbeiten, als er muss (nicht: könnte), ist das auch nicht unsolidarisch. Es ist nicht sozial(istisch).

              Kommt auf das Motiv an: Wenn er zukünftig von den Leuten in der Produktion auch etwas erwartet (etwa, dass die in einem Arbeitskampf für ihn mitkämpfen – wenn die streiken ist der Verlust sofort messbar, das ist beim Ingenieur anders), dann ist sein Handeln sogar nach deiner Definition solidarisch.

              Aber: An dem Wort will ich mich gar nicht festhalten – absolut möglich, dass deine Definition korrekt ist und das in der allgemeinen Schwafelhaftigkeit einfach nirgendwo mehr so präzise definiert wird – es kommt mir darauf an ein Schlagwort aus der Gutmenschenkiste zu nehmen und zu zeigen, dass sie selbst nicht entsprechend handeln.

              Ehrlich gesagt würde mir mein Artikel sogar noch besser gefallen, wenn ich unsozial statt unsolidarisch verwendet hätte. Es ist das bessere Schlagwort für meinen Zweck: „Die unsoziale Generation: Millenials und Generation Y“

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              1. Ehrlich gesagt würde mir mein Artikel sogar noch besser gefallen, wenn ich unsozial statt unsolidarisch verwendet hätte.

                Dann hätte ich ihn nicht kritisiert; und mir Habermas entgegenhalten wirkt… seltsam.

                Solidarität ist – siehe Dein Duden – etwas unter Gleichen – was eint Dich mit Wlada ?

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        2. und mir Habermas entgegenhalten wirkt… seltsam.

          Ich habe es dir nicht entgegengehalten, es war halt die einzige Definition von Solidarität, die deine Interpretation gestützt hat.

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  4. Das mit der Solidaritaet ist eine Entscheidung die immer wieder neu verhandelt werden muss. Wenn man das erzwingen will (wie z.B. die Gewerkschaften) artet das in ein sozialistisches Zwangssystem aus.

    Wenn ich mit 99 Nachbarn solidarisch bin, weil ich da am Waldrand auch keine Chemiebude haben will, dann ist das im langfristigen Eigeninteresse und im gemeinsamen Interesse aller. Wenn mir die Chemiebude nun ein zwei Millionen fuer mein Haus bietet um ‚unsolidarisch‘ zu sein, dann werd ich wohl bald woanders wohnen. Wenn die anderen 99 jetzt verhindern, dass ich mein Haus an die verkaufen kann und mir monatlich einen Tausender fuer Anwaelte, Propaganda und Demos abknoepft, dann ist das eben nicht in meinem Interesse, auch nicht in meinem von mir selbst nicht erkannten langfristigen Interesse. Dann ist das ein mafioeses Zwangssystem.

    Es wird immer Leute geben, die glauben zu wissen was fuer andere am Besten ist. Die Einstellung ist fuer die eigenen kleinen Kinder angebracht, scheitert grandios in deren Pubertaet und funktioniert nur bei aengstlichen Erwachsenen. Das mit den niedrigen Steuern und Abgaben funktioniert nur dann mit der Folge von Wirtschaftwachstum, wenn die Leute ihre Freiheit nutzen und was draus machen. Wenn jeder mit dem mehr an Geld nur mehr Bier kauft oder es in den Klingelbeutel steckt, dann wird daraus noch kein Wirtschaftswunder. Aber etwas Neues wird nur entstehen, wenn man die notwendigen Freiheitsgrade dazu zulaesst. Genau das aber laesst das derzeitige System, mit zig Millionen Anspruchberechtigten (plus deren Import) nicht zu.

    Der einzige kleine Ausweg, den die Mehrleister haben, ist weniger zu leisten. Man kann wenigstens ein klein wenig John Galt gehen, nicht full scale wie ich. Das ist der Weg, der jeden Sozialismus am Ende auf die Bretter schickte; kaum einer war noch bereit etwas zu leisten. Das ist anti-sozialistisch und unsolidarisch mit den Trotteln, die weiter bei einem System mithoppeln, welches nicht mehr zu retten ist. Das Ende des Sozialismus kann sehr brutal sein (siehe Venezuela) und/oder von Hunger und Armut begleitet sang und klanglos ausschleichen (siehe Russland). Bis zu dem Punkt kann man nur versuchen zu ueberleben, damit man bei einem Neuanfang in den Startloechern dabei ist.

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    1. Ich stimme dir soweit zu, nur in einigen Punkten nicht:

      Aber etwas Neues wird nur entstehen, wenn man die notwendigen Freiheitsgrade dazu zulaesst. Genau das aber laesst das derzeitige System, mit zig Millionen Anspruchberechtigten (plus deren Import) nicht zu.

      Nach meiner Lebenserfahrung gibt es Freiheitsgrade die die Entstehung neuer Ideen und Kreativität zulassen. Sowohl innerhalb bestehender Firmen als auch was die Neugründung von Firmen betrifft (ich habe es so verstanden, dass du es auf die Wirtschaft beziehst).

      Der einzige kleine Ausweg, den die Mehrleister haben, ist weniger zu leisten. Man kann wenigstens ein klein wenig John Galt gehen, nicht full scale wie ich. Das ist der Weg, der jeden Sozialismus am Ende auf die Bretter schickte; kaum einer war noch bereit etwas zu leisten.

      Hier weichen unsere Meinungen voneinander ab. Nicht alles was sozial ist, ist sofort Sozialismus.

      Und wir leben auch nicht im Sozialismus mit Planwirtschaft. Wir leben in Kapitalismus mit Marktwirtschaft.

      Ich finde viele soziale Maßnahmen gut. Ganz zugespitzt: In einem System ganz ohne Umverteilung muss man zwar deutlich weniger Steuern zahlen, aber die Menschen, die gar nichts haben, haben eben auch gar nichts zu verlieren.

      Es wäre nicht schön in so einer Welt zu leben. Das Leben fände hinter Zäunen statt. Aus solchen Zuständen ziehen die Leistungsträger weg, wie dies bei den US-Innenstädten zu beobachten ist.

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