Jammerfrau: Wir müssen noch mehr Rente an Frauen umverteilen

Auf welchem Niveau Politik und Journalismus heute stehen kann man anhand eines Artikels der tz beobachten. Die pathetische Überschrift lautet:

Altersarmut: Münchnerin (75) rechnet mit der Kanzlerin ab

Lassen wir uns überraschen, wie hier „abgerechnet“ wird.

Lioba Bichl (75) hat ihr Leben lang hart gearbeitet – jetzt bleibt ihr kaum mehr Geld zum Leben von ihrer Rente.  […]

Lioba Bichl ist eine starke Frau, die sich nie unterkriegen hat lassen: 43 Jahre hat die heute 75-Jährige Münchnerin gearbeitet, als Friseurin, zwei Kinder hat sie großgezogen.

Ein bisschen Pathos schadet nie – hat sich die tz wohl gedacht – und steigt gleich damit ein, dass Lioba Bichl eine starke Frau ist – wann hat man eigentlich in unseren Qualitätsmedien das letzte Mal von einer schwachen Frau gelesen? Oder einfach nur von einer Frau – ohne Adjektiv?

Bei mir erreicht die Behauptung vorgeblicher Stärke genau das Gegenteil: Immer wenn ich von einer starken Frau lese, nehme ich an, dass sie eine Verliererin ist. So ging es mir auch hier.

In diesem Fall wurde ich eines besseren belehrt: 43 Jahre lang hat diese Frau gearbeitet. Sie ist keine Verliererin – aber hebt sie sich besonders hervor nur weil sie ihr Leben lang gearbeitet hat? So wie fast jeder Mann?

Doch was bekommt sie: gerade mal 907 Euro Rente! […] Ein Leben voller Arbeit und jetzt die Armut? Das ist ungerecht, sagt die Münchnerin

Ungerecht? Die Höhe der Rente bemisst sich an der Höhe der Beiträge, die eingezahlt wurden.

Das ist ungerecht, sagt die Münchnerin und hat voller Mut geschafft, was sich nicht viele zutrauen würden: Die Rentnerin hat Bundeskanzlerin Angela Merkel persönlich zur Rede gestellt.„Frau Merkel, Altersarmut trifft vor allem die Frauen. Warum tun Sie nichts dagegen?“ Das fragte Bichl die Kanzlerin

Persönlich zur Rede gestellt. Gähn. Ich halte es nicht aus. Ist es jetzt schon eine Heldentat für eine Frau, wenn sie in eine Sendung eingeladen wird? Werden an Frauen wirklich gar keine Erwartungen gestellt?

„Deutschland ist so ein reiches Land, aber uns kleine Leute hält man klein“, schimpft die Münchnerin.

Wer genau „hält“ die starke Frau Lioba Bichl denn „klein“? Sie meint eigentlich, dass sie persönlich nicht so viel Rente bekommt, wie sie gerne hätte. Heutzutage sind unbegründete Forderungen schon ausreichend um in einer Tageszeitung als Heldin gefeiert zu werden.

„Frauen arbeiten ihr Leben lang, ziehen Kinder groß – und werden dann bestraft? Das geht doch nicht!“

Wer genau „bestraft“ denn Frauen? Was halluziniert Lioba Bichl hier? Frauen treffen Lebensentscheidungen – genau wie Männer. Frauen sind manchmal Opfer widriger Umstände – genau wie Männer. Und die eigenen Entscheidungen und die Umstände wirken sich auf ihr Leben aus – und natürlich auch auf die Rente.

Denn bei all diesen Forderungen nach einer höheren Rente fällt natürlich unter den Tisch, der dieses Geld von den anderen Beitragszahlern erwirtschaftet werden muss. Bekommen Frauen eine höhere Rente, müssen Männer weniger bekommen.

Warum fragt Lioba Bichl nicht die Menschen, die ihr am nächsten stehen? Sie hat zwei Kinder großgezogen – können die sie nicht unterstützen? Warum sollten andere Menschen ihren Lebensunterhalt zahlen? Die haben ihre eigenen Lebensentscheidungen getroffen und haben mit ihren eigenen widrigen Umständen zu kämpfen. Was schulden sie Lioba Bichl, dass sie ihr ein besseres Leben finanzieren sollten?

Möchte ich, dass es Lioba Bichl schlecht geht? Erfreue ich mich an ihrer kleinen Rente? Nein.

Aber ich bin diesen „Journalismus“ leid, der so tut, als käme Geld aus der Steckdose. So als gäbe es keine andere Seite – nämlich diejenigen, die die Beiträge bezahlen, die ebenfalls Zwängen unterliegen.

Betrachtet man diese Seite, so fällt auf, dass Frauen wie Lioba Bichl schon lange von Männern subventioniert werden (Stand 2007):

Die höheren Pro-Kopf-Renten der Männer führen zwar zu einer höheren Inanspruchnahme von Rentenleistungen bei diesen. Das wird aber überkompensiert durch eine ebenfalls höhere Leistung der Männer bei der Beitragserbringung. Insgesamt erbringen Männer jährlich 14,2 Mrd. Euro mehr Beiträge, als sie aus Rentenleistungen beziehen. Diese 14,2 Mrd. Euro werden von Frauen bezogen, ohne entsprechende Beitragsleistungen zu erbringen. Eine zusätzliche Umverteilungswirkung aufgrund von Steuerzuschüssen zur Rentenversicherung ist unberücksichtigt.

Frauen zahlen die gleichen Rentenbeiträge wie Männer und Frauen bekommen die gleichen Renten wie Männer.

Aber Frauen leben länger als Männer, also beziehen sie auch länger Rente als Männer. Was glauben denn die tz und Lioba Bichl, wer das bezahlt?

Der Shitlord kommt sogar auf 80 Prozent mehr Rente für Frauen als ihnen durch ihre Beitragszahlung zusteht.

Die tz schreibt weiter:

Bundesweit sind etwa 2,6 Millionen Menschen von der Altersarmut betroffen – rund 80 Prozent davon sind Frauen.

80 Prozent Frauen. Und was leitet die tz daraus ab? Was empfiehlt sie Frauen, um diesem Schicksal zu entgehen? Welche Entscheidungen haben Frauen in jungen Jahren in der Hand, um im Alter der Armut zu entgehen? Welche Berufe sollten Frauen beispielsweise lernen, die vor Altersarmut schützen?

Davon kein Wort in der tz.

Könnte Lioba Bichl beispielsweise woanders hin ziehen, wo die Lebenshaltungskosten günstiger sind?

Für unsere Medien gibt es immer nur eine Lösung: Andere – in Wahrheit Männer – sollen dafür zahlen.

11 Kommentare zu „Jammerfrau: Wir müssen noch mehr Rente an Frauen umverteilen“

  1. Deutschland ist kein reiches Land.
    Das Durchschnittsvermögen der Deutschen liegt am unteren Rand, Schlusslicht in ganz Europa. Hier wird nur viel Geld generiert, auf dem Buckel der deutschen Bevölkerung. Wir wurden systematisch ausgeplündert, das Geld ins Ausland, an Banken und in Transferleistungen der ‚Bereicherer‘ versenkt. Alle bekommen unser Geld nur wir nicht.
    Wir profitieren nicht von der EU und vom Euro. Wir zahlen dafür. Nur einige wenige und die sind meist nicht deutsch, profitieren. Und natürlich alle die helfen , den Laden genauso am Laufen zu halten. Lobbyisten, Politgesindel, Medienschaffende und andere Huren. Ja, auch die Gewerkschaften, die SPD und die Grünen.

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  2. Zum Thema: Frau Bichl hat nicht „[a]ihr Leben lang [b] hart gearbeitet“.

    Wenn wir mal von Rente mit 65 und Friseusenausbildung mit 16 ausgehen, dann kommt man da auf 49 potenzielle Arbeitsjahre, nicht auf 43. Ich gehe außerdem davon aus, dass die Erziehungszeiten da bereits großzügig als „Arbeit“ eingerechnet sind. Und ob Friseuse jetzt ein sonderlich harter Job ist – ich stelle das auch mal in Abrede., selbst Herrenfriseure sind relativ relaxt bei der Arbeit, und die labbern nicht nur rum.

    Etwas Offtopic: Geld kommt nicht aus der Steckdose, sondern vollkommen aus dem Nichts. Am richtigen Computer kann man ein paar Milliarden in der Zeit „machen“, die man braucht, die Nullen einzutippen. Früher musste man wenigstens noch Münzen aus billigem Altmetall versilbern, aber das ist passé; nichtmal Papier mit zunehmend mehr Nullen muss man bedrucken.

    Da nach den Gesetzen des Marktes der langfristige Preis eines Produkts seinen Grenzkosten entspricht (also nur der Mehraufwand für „eines mehr“ bezahlt werden wird), wird (ungedecktes) Geld zwangsläufig immer wertloser, weil die Leute das merken. Mit gedecktem Geld ist das anders; da wollen (brauchen!) die Leute immer mehr, und das scheitert am Rohmaterial. Unabhängig davon braucht man aber Geld, obwohl das sehr wahrscheinlich (rein historisch begründet, jetzt) vor die Hunde gehen wird, weil irgendein Idiot Geld aus dem Nichts erschafft in der Hoffnung, es ist fruchtbar und mehre sich.

    Ist auch ein schöner Vergleich mit Steckdosen: Atomstrom hat auch annähernd Null Grenzkosten, aber den finden alle Scheiße, nur weil ab und zu mal ein KKW hochgeht. Beliebig Geld sozialistisch zu schaffen hingegen hat eine sehr große Anhängerschaft, auch wenn hier das KKW sicher hochgeht.

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  3. Die Frau hat 2 Kinder groß gezogen und erhält hierfür noch ca. 70€ mehr Rente, die von allen Beitragszahlern kommen. Ein männlicher Friseur in Rente erhält dementsprechend weniger.
    Und die meisten der angeblich armen Rentnerinnen beantragen keine Grundsicherung, das heißt sie haben andere Einkommensquellen im Alter. Die arme Rentnerin ist eine Mär, doch die Geschichte der in der Tat armen männlichen Rentner wird nicht erzählt.

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  4. Ach diese Rentenformel ist so eine Pseudo-Berechnung die nicht funktioniert. Das wird jeder in knapp 10 Jahren dann merken, wenn fast alle Babyboomer in Rente sind. Das Geld was man z.B. im 64. Lebensjahr in die Rentenkasse eingezahlt hat ist im 65. Lebensjahr, wenn man in Rente geht, schon alles ausgegeben. Mit der Rentenformel wird der Eindruck erweckt (und ich behaupte ueber 50% der Leute glauben das auch), dass man Rente anhand der „Verdienste“ im zurueckliegenden Leben bekommt. Man kann aber nur so viel Rente bekommen, wie der Staat den noch Arbeitenden aus der Tasche ziehen kann, und das wird dann nach einer tagespolitisch genehmen Formel umverteilt.

    Was waere ein sinnvolles Rentenmodell?
    Jeder Arbeitende muss seinen 2 Eltern ueber 65 jeweils ca. 300-500 EUR pro Monat ueberweisen (steuerfrei). Daneben sollte jeder Arbeiter noch einen Steuerfreibetrag von ca.max. 1.000 EUR pro Monat haben um fuer die eigene Rente vorzusorgen.

    Das hat unzaehlige Vorteile. Je mehr Kinder man hat, desto mehr Rente bekommt man. Die Eltern sind sehr stark daran interessiert, dass ihre Kindern was lernen und arbeiten. Es gaebe kein Argument fuer Immigration wegen der Rentenkasse. Die Belastungen fuer die eigenen Kinder und die eigenen Eltern sind i.d.R. aufeinander folgend. D.h. man gibt Geld fuer die eigenen Kinder aus wenn man ca. 25-45 ist und danach fuer die eigenen Eltern, wenn man 45-65 ist. Wenn man keine Kinder hat spart man sich die Kosten fuer deren Aufzucht (grob 250kEUR pro Windelkacker) und legt das gesparte Geld eben selbst an fuer die eigene Rente (so wie das Selbstaendige auch tun). Dann muestten sich unzaehlige Beamte und Angestellte der RV und PV auch endlich einen produktiven Job suchen 🙂 und die Politiker haetten ein Thema weniger ueber das sie im Wahlkampf luegen koennen.

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