Junge Türkin in Deutschland 2017

Begüm Düzgün ist eine junge Türkin mit arbeitender Mutter und Hausmann-Vater. Ihre Eltern stört es nicht, wenn ihre Tochter Deutsche datet. Begüm Düzgün ärgert sich über Fragen, die ihr gestellt werden weil sie Türkin ist. Tenor: Frag nicht so dumm wenn du eine Türkin datest, das sind alles Vorurteile.

Ich ergänze frei: Frag nicht so dumm wenn du eine Türkin datest, sieh einfach was passiert, wenn ihre Familie zur Mehrheit derer gehört, die das anders sehen.

Denn Begüm Düzgüns tolerante Familie ist die Ausnahme. Was der Regelfall ist, kann man zum Beispiel hier nachlesen. Unter der Überschrift „Ich Türkin, Er Deutscher!!“ schreibt die Nutzerin „beautyjunkie91“ im Forum gofeminin.de:

Ich bin Muslima und in einen Deutschen und somit einen Christen verliebt. Er liebt mich auch und wir haben schon sehr oft über dieses Thema geredet. Ich habe von Anfang an gesagt, dass meine Familie ihn nie akzeptieren würde und wir keine Zukunft haben.

Ihre Familie würde ihn nie akzeptieren.

Er ist einfach mein Traummann und ich kann es mir mit einem anderen einfach nicht mehr vorstellen. Gleichzeitig will ich aber meine Eltern nicht enttäuschen, Ich habe die tollste Familie der Welt! Sie standen einfach immer und überall hinter mir und haben mich bei allem unterstützt. Ich habe so Angst, sie zu kränken und zu enttäuschen. Meinen Vater weinen zu sehen, ist die Hölle für mich.

Aber ich liebe diesen Mann soo unglaublich arg!! Bitte helft mir und gibt mir Ratschläge. Lohnt es sich für einen Mann, seine Familie im Stich zu lassen? Vorab: Meine Eltern würde diese Beziehung mit 100% Wahrscheinlichkeit nicht akzeptieren! Never!

Nun könnte auch das ein Ausnahmefall sein. Schauen wir uns an, was ihr die anderen Nutzer auf diesen Hilferuf raten. Hier die erste Antwort (wie alle Beiträge gekürzt, die vollständigen Antworten gibt es hier:

Liebe beautyjunkie91,
Ich wollte dir kurz meine Geschichte erzählen, um dir vielleicht die Angst zu nehmen.
Ich bin auch eine Muslimin und habe mich vor 8 Jahren in einem Deutschen verliebt. …
Alles war geheim und versteckt, weil die Angst zu groß war, dass mich irgendjemand aus meiner Familie oder Bekannten mit ihm sieht. …
Nach vier Jahren erst habe ich mich getraut meiner Mama davon zu erzählen und so wie ich es befürchtet hatte, hat sie angefangen zu weinen und konnte es nicht verstehen. Sie hat mir davon abgeraten mit der Begründung:“ du bist Muslimin, eine Afghanin. Er wird deine Kultur und deine Religion niemals verstehen und akzeptieren.“
Ich war wirklich davor alles aufzugeben und das nur um meine Familie nicht zu enttäuschen.
Meine größte Angst war mein Vater. Ich habe so gelitten, weil ich Angst hatte ihm das zu erzählen. Bis der Tag kam, wo er mir erzählt hat, dass jemand aus seinem Familienkreis um meine Hand angehalten hat und mich heiraten will. Das schlimmste war, ich kannte diesen Mann nicht.
An dem Tag habe ich ihm erzählt, dass ich jemanden schon liebe und er kein Afghane ist. Er hat es mir nicht geglaubt und hat die Wohnung verlassen. Nach einigen Tagen ist ihm bewusst geworden, was ich wirklich zu ihm gesagt habe. Er wollte mit mir reden und da habe ich ihm alles erzählt. Wie sehr ich diesen Deutschen liebe, dass ich nichts dafür kann, dass ich mich in ihn verliebt habe und nicht in einem Afghanen. Mein Vater hat mich rausgeschmissen, hat mich beschimpft und hat mir gedroht, wenn ich mich weiter mit dem Deutschen treffe, bin ich nicht mehr seine Tochter. Ich war damals 27 Jahre alt und habe mich das erste Mal getraut ihm zu sagen, dass er mich dann verstoßen soll. …
Nach 6 Jahren kämpfen, bin ich zusammengebrochen und musste in einer Psychiaterie. Ich war am Ende und war suizidgefährdet. Aber mein Freund hat auch diese schwere Zeit mit mir durchgemacht. Er war da und genau das hat mein Vater wach gerüttelt, dass dieser „deutsche“ Mann trotz allem bei mir geblieben ist und mich nicht in Stich gelassen hat.
Und weißt du was, jetzt sind wir verheiratet. Er hat konvertiert und liebt meine Kultur und meine Familie.
Ich weiß es ist echt schwer für uns Musliminnen, aber wir leben nun mal in Deutschland und unsere Eltern müssen auch damit rechnen, dass wir uns auch in einem Deutschen verlieben können. …

Ich weiß nicht, ob das ein guter Rat ist. Diese Frau hat sechs Jahre ihres Lebens gekämpft und ist danach in der Psychiatrie gelandet. Eine leidvolle Geschichte. Was hatte sie von ihrer Jugend? Und was ist, wenn ihr Vater ein muslimischer Traditionalist ist, der sie töten will?

Die Nichte, so schildert sie es, sollte umgebracht werden. Aus Berlin habe sie von der Mutter verschleppt werden sollen, nach Tschetschenien, dorthin, woher die Familie stammt, um dann durch die Hand des ebenfalls aus dem Ausland angereisten Onkels zu sterben.

Zur nächsten Antwort auf den Hilferuf von „beautyjunkie91“. Nutzerin „austriake“ fragt naiv:

Kannst Du mir erklären
warum deine Familie einen Deutschen als Schwigersohn nicht akzeptieren würde? Ich frage das deshalb, weil wir vor einiger Zeit auf einer Geburtstagsfeier ein Paar wie Euch getroffen haben – sie Türkin, er Deutscher. Auch da war es so, dass wohl ihre Familie ihn abgelehnt hat. Weil es für Türken eine Schande darstellt, mit einem Deutschen verheiratet zu sein.

Ein weiterer Fall der Ablehnung eines deutschen Freundes der Tochter durch die türkische Familie. Nutzerin „chandra75“ antwortet:

Es geht
hier auch um die Religion. Ein Moslem darf eine Christin heiraten, jedoch eine Muslima keinen Christen.

das ist alles

Es geht um Religion. Die Nicht-Akzeptanz schreibt der Islam vor – oder viele Moslems interpretieren den Islam so. Nutzerin „austriake“ weiß Rat:

Ja dann
ist ja alles klar. Dann muss sie sich eben taufen lassen und zum Christentum konvertieren.

Wohl auch kein guter Rat. Welche Strafen der armen „beautyjunkie91“ drohen, wenn sie zum Christentum konvertiert, kann man bei Wikipedia nachlesen. Aufschlussreich ist auch die Arbeitshilfe „Abfall vom Islam nach Koran und Sharia“ des Arbeitskreises Islam der Evangelischen Allianz.

Die drei sunnitischen Rechtsschulen der Shâfi’iten, Malikiten und Hanbaliten halten Frauen wie Männer gleichermaßen für schuldfähig, während die Hanafiten die Todesstrafe nur für männliche Muslime vorsehen. Sie und die Schiiten treten in Analogie zu Sure 24,2 und 4,15 für die Umstimmung der abgefallenen Frau durch Schläge ein (alle drei Tage oder auch täglich) oder fordern Gefängnis, bzw. den Verkauf der Abgefallenen in die Sklaverei.

Zwar gibt es theoretisch weitgehende Einigkeit über die Rechtmäßigkeit der Todesstrafe für Apostaten, aber die konkrete Lage für Konvertiten in den einzelnen islamischen Ländern ist trotzdem sehr unterschiedlich. Während sie in einigen Ländern durch ihr christliches Bekenntnis so stark unter Druck geraten, dass sie de facto nicht in ihrem Umfeld verbleiben können, ist dies andernorts durchaus möglich. Immer aber haben Konvertiten mit vielerlei Nöten und Schwierigkeiten zu kämpfen, die sie oft zermürben und entmutigen und manchmal sogar in der Rückkehr zum Islam den scheinbar einzigen Ausweg erkennen lassen.

Das gilt für islamische Länder – aber es gibt auch in Deutschland zahlreiche islamische Fundamentalisten. Wer weiß welches Rechts- und Glaubensverständnis der Vater von „beautyjunkie91“ hat.

Die weitere Diskussion im Forum gofeminin.de ist durchaus interessant, ich kann sie hier aber nicht vollständig wiedergeben. Die nächste Nutzerin mit eigenen Erfahrungen ist „tet22“.

Liebe Beautyjunkie91,
Vor nicht so langer Zeit stand ich im selben Dilemma wie du. Ich habe mich in einen Deutsch/Amerikaner verliebt und wir wurden ein Paar. Ich bin ebenfalls Türkin und war so verzweifelt, ich kann deine Gefühle wirklich gut nachvollziehen. Meine Familie hat mir alles gegeben, ich war wirklich glücklich und liebevoll aufgewachsen. Aber als ich meine Familie mit meiner Liebe zu meinem Freund konfrontiert habe ist eine Welt für mich zusammengebrochen. Sie haben mich so abwertend behandelt, mich bespuckt, getreten, geschlagen, beschimpft. Es war wirklich die Hölle.

In keiner Antwort wird eine tolerante, aufgeschlossene Familie geschildert, die einen deutschen Schwiegersohn akzeptiert. Das ist die Realität von Türkinnen in Deutschland im Jahr 2017.

Ein weiterer Hilferuf in einem anderen Forum. Nutzerin „acayiip“ fragt (gekürzt):

hallo ihr lieben,

ich würde gerne eine neutrale Meinung von euch dazu haben.

mein Freund 28 und ich 20 wollen heiraten, meine eltern haben ihn auch schon kennen gelernt und er war auch mit seinen eltern bei uns zuhause zum kennen lernen. aber da mein freund deutsch ist und christ ist und ich Türkin also dem islam angehöre wollen das meine komplette Familie nicht ( also onkels tanten cousinen usw..) meine mama war am anfang dafür und hat immer mir gesagt, dass sie hinter uns steht und komme was wolle, sie würde immer auf meiner seite seien. vor 3 tagen kam meine familie ( onkels tanten cousinen usw..) zu uns nach hause, wir haben über alles geredet gehabt und alle sind einfach dagegen, mein freund war aber nicht dabei sie wollen ihn nicht weil er „deutsch“ ist und seine kultur nicht zu uns passt. mein freund selbst macht alles für mich. er wechselt sogar seine religion und lässt sich beschneiden. er trinkt auch kein alk, isst kein schwein oder sonst irgentwelche anderen “ schlimmen sachen .“ während dem gespräch war meine mutter aufeinaml gegen uns. ich dachte ich konnte auf sie zählen, aber da hatte ich mich getäuscht…

ich war schoneinmal weg, ffür 10 tage. war im frauenhaus weil meine eltern und mein bruder mich halb tot geschlagen haben nur weil ich abends mich rausgeschlichen habe und morgens wieder gekommen bin. das war vor einem monat. meine eltern haben mir versprochen, dass alles besser wird. aber es hat sich einfach nix geändert. ich darf kaum raus und wenn ich raus darf, muss ich vorher bescheid sagen und soll um 20 uhr wieder da sein, mein freund ich können einfach nicht zsm sein wann wir wollen..

Die Ratschläge sind noch realitätsnäher als auf gofeminin.de, im Wesentlichen wird „acayiip“ geraten, sich wenn sie das wirklich will für den Freund zu entscheiden, Körperverletzung anzuzeigen, auf die Staatsanwaltschaft zu vertrauen, wegzugehen. Aufschlussreich ist, dass der deutsche Freund sogar bereit ist zum Islam zu konvertieren und die religiösen Vorschriften zu akzeptieren – das aber der Familie dennoch nicht reicht. Die Vorbehalte sind also nicht nur religiös, sondern offenbar auch kulturell bedingt. Vielleicht spielt auch Rassismus eine Rolle.

Eine Nutzerin schreibt:

Du stehst in dem Zwiespalt, in dem die meisten Türkinnen oder Araberinnen hier stehen, die einen Deutschen lieben. Familie oder Freund.

Die meisten Türkinnen haben dieses Problem. Die liberale türkische Familie ist die Ausnahme.

Ein Lichtblick: Ein Nutzer hat andere Erfahrungen gemacht.

Ich bin als Deutscher (also der Feind Deiner Eltern und Familie) mit einer Türkin verheiratet (nach dem Islam eigentlich unmöglich). … Ich bin weder beschnitten noch bin ich Moslem, trotzdem bin ich mit einer Muslima verheiratet und wir haben Kinder. … Die Familie meiner Frau hat kein Problem damit. das ich Christ bin. Aber die befinden sich auch nicht im Mittelalter sondern im 21. Jahrhundert.

Nicht vorenthalten will ich der werten Leserschaft auch die Antwort des Nutzers „HorstBro“, offenbar ein Moslem der sich hier als Christ ausgibt:

Also ich bin zwar christ doch kenn mich mit dem islam auch gut aus. Hab nix gegen deinen freund aber im islam steht die familie über alles was auf erden ist. Bei mir darf auch kein einziges mädchen einen deutschen als freund haben, geschweige denn irgendeinen freund egal welcher religion. Weil glaube kommt vor alles und jeden. Aber so wie das rausgelesen hab ist es dir anscheinend egal. (Nix gegen dich oder so). Und dass dein freund konvertieren möchte macht er auch bestimmt nur weil er mit dir zsm bleiben will und nicht wegen Gott.

Ein rat noch: vergiss nicht wo du herkommst.

Vergiss nicht wo du herkommst. Genauso werden die Väter, Brüder, Onkel und die Imame der Moscheen auf „abtrünnige“ Türkinnen und Türken einreden. Bloß nicht „westlich“ leben. Auch Nutzer „MenTuran“ argumentiert in diese Richtung.

Mach lieber das was deine Familie sagt, immerhin haben sie dich erzogen auf dich aufgepasst dir Nahrung gegeben etc. und zu das gemacht was du heute bist. Du würdest Sogut wie deine ganze Kultur verlieren wenn du mit ihn heiratest. Deine Kinder würden Christen sein und Deutsche, Vorallem bei einem 8 Jahre älteren Menschen wird es kritisch. An deiner Stelle würde ich einen gebildeten Türken heiraten der Erziehung und Vernunft hat. Stell dir vor der Typ Haut irgendwann ab..dann hast du überhauptkeinen mehr! Deine Familie nicht, deine Identität nicht, vllt deine Kinder nicht etc. am Ende stehst du dann ganz alleine. Diese Leute hier haben selbst nichtmal ein richtiges Leben und wollen dir was sagen..Warte ein bisschen und auch dir einen aus der Muslimisch ist, denn dann würden deine Eltern ja sagen.

Diese Argumentation musste ich mir genau ansehen. Mach was deine Familie sagt, „acayiip“, aus folgenden Gründen:

  • Die Familie hat dich erzogen, auf dich aufgepasst, dir Nahrung gegeben etc. und zu das gemacht was du heute bist.

Was will er damit sagen? Wer einen Menschen als Kind versorgt und erzieht, dem ist dieser Mensch zum absoluten Gehorsam verpflichtet? Selbstverständlich darf man Entscheidungen in Frage stellen. Eine Familie ist keine Diktatur.

  • Du würdest so gut wie deine ganze Kultur verlieren wenn du mit ihn heiratest.

Das ist Blödsinn. Was ist Kultur in den Augen dieses scheinheiligen Ratgebers, wenn man sie einfach so „verlieren“ kann? Selbst wenn es so wäre und „acayiip“ würde durch die Hochzeit mit einem Deutschen ihre „ganze Kultur verlieren“ – ist die türkische Kultur besser als andere Kulturen? Mehr wert? Überlegen?

  • Deine Kinder würden Christen sein und Deutsche.

Das ist auch falsch, niemand wird in Deutschland Christ, nur weil er einen christlichen deutschen Vater hat. Wir wissen nicht einmal ob der Freund überhaupt Christ ist, ob er den Glauben praktiziert, welche religiösen Vorstellungen er hat. Immerhin war er selbst bereit zum Islam zu konvertieren. Aber nehmen wir mal an es wäre so: Hier wird das ganze Maß an Intoleranz, an Ablehnung von Christen und Deutschen deutlich. Es muss nicht einmal begründet werden, warum es schlecht ist, wenn die Kinder einer Türkin Christen und Deutsche werden.

  • Vor allem bei einem 8 Jahre älteren Menschen wird es kritisch.

Ehrlich, ich verstehe nicht was „MenTuran“ meint. Abgesehen davon, dass es nach meiner Wahrnehmung große Altersunterschiede eher bei türkischen als bei deutschen Eheleuten gibt – warum das schlecht sein soll, ist unklar.

  • An deiner Stelle würde ich einen gebildeten Türken heiraten der Erziehung und Vernunft hat.

Großartiger, wenn auch nicht überraschender Ratschlag – nur kein Argument.

  • Stell dir vor, der Typ haut irgendwann ab… dann hast du überhaupt keinen mehr!

Bei dem gebildeten, vernünftigen Türken besteht natürlich nicht die Möglichkeit, dass er abhaut. Das machen nur Deutsche.

Warum „acayiip“ in diesem Fall „überhaupt keinen mehr“ hat, liegt allein an ihrer intoleranten Familie. Aber „acayiip“ soll sich dieser Intoleranz beugen. Denn die Folge von Auflehnung wäre, dass sie allein dasteht. Tyrannei als Argument.

  • Diese Leute hier haben selbst nichtmal ein richtiges Leben und wollen dir was sagen.

Deutsche, „diese Leute hier“ in Deutschland, haben für „MenTuran“ kein „richtiges Leben“. Das ist Rassismus.

  • Warte ein bisschen und such dir einen aus der muslimisch ist, denn dann würden deine Eltern ja sagen.

Hört sich zunächst einem religiösen Argument an. Aber eigentlich sagt „MenTuran“: Deine Eltern wollen einen Moslem, also such dir einen Moslem. Wieder nur die Aufforderung, sich den Wünschen der Eltern zu beugen.

Fakt ist: Wenn sich „beautyjunkie91“ und „acayiip“ für ihren deutschen Freund und gegen ihre Familie entscheiden, leben sie im Deutschland des Jahres 2017 gefährlich.

Exkurs: Serap Çileli

Serap Çileli, Publizistin und selbst von Zwangsehe Betroffene, antwortete in einem Interview auf die Frage, ob muslimische Mädchen ihren deutschen Freund heiraten dürfen:

Nach dem Islam dürfen Frauen Ungläubige nur dann heiraten, wenn sie zum Islam konvertieren und beschnitten sind. Deutsche Männer werden meistens aber auch nach einer Beschneidung und einem Übertritt zum Islam nicht als Muslim und Ehemann für die Töchter akzeptiert.

Wie wenig die eingangs im Video von Begüm Düzgün vertretene Auffassung unter in Deutschland lebenden Türken verbreitet ist, zeigt sich auch in der Antwort Serap Çilelis auf die Frage, ob türkische Sozialarbeiter den Mädchen, die in Deutschland von Zwangsheirat bedroht sind, helfen können:

Nicht jeder mit Migrationshintergrund hilft den Mädchen und jungen Frauen wirklich. Eine türkische Sozialarbeiterin übte zum Beispiel auf ein türkisches Mädchen, das im Frauenhaus Schutz gesucht hat, großen Druck aus. Ein anderes Mädchen wurde wegen ihrem deutschen Freund von ihrem Vater krankenhausreif geschlagen. Sie wollte sich das Leben nehmen und ist vom achten Stock gesprungen. Ein türkischstämmiger Ausländerbeauftragter besuchte das Mädchen im Krankenhaus und sagte ihr auf Türkisch, dass sie eine Schande für die Familie sei, weil sie für einen Deutschen die Beine gespreizt habe.

Was dagegen liberalen Türkinnen mit fortschrittlichen Auffassungen in Deutschland droht, beschrieb sie 2015 im Südkurier:

Ich komme aus einem Land, in dem ich gefoltert würde, wenn ich mich für meine Rechte einsetzen würde. Ich dachte, hier in Europa sind Werte wie Meinungsfreiheit und Menschenrechte ein hohes Gut. Ich möchte keine iranischen oder syrischen oder somalischen Verhältnisse.

Wohin soll ich denn bitte als Frau, die die Freiheit lebt, noch gehen? Ich stehe unter Personenschutz, weil ich Drohungen von muslimischstämmigen Menschen erhalte.

Das hört sich resigniert an. Kein Wunder:

Durch ihre Arbeit ist Serap Çileli mit heftiger Kritik aus muslimischen Kreisen konfrontiert, von wo sie fast täglich Beschimpfungen unter anderem als „Verräterin“ und „Nestbeschmutzerin“ erreichen.

Die Einträge auf ihrer Webseite enden Anfang 2015. Der letzte Eintrag ist vom 29.03.2015. Danach sind keine Veröffentlichungen mehr zu finden, es gibt keine Hinweise auf ihre weitere Tätigkeit. Auf der Webseite des Vereins peri e.V., dessen Vorstand sie ist, tritt sie namentlich nicht mehr in Erscheinung. Serap Çileli war aktiv, bei Youtube finden sich Berichte über sie, es gab Portraits im deutschen Fernsehen, sie schrieb für Zeitungen. Seit Ende März 2015 findet sich nichts mehr.

Weiß jemand, was sie macht, wie es ihr geht, warum sie schweigt? Ich hoffe, den Gegnern von Serap Çileli, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, ist es nicht gelungen sie mundtot zu machen.

Fazit

Die junge türkische Frau aus dem Video, Begüm Düzgün, wünscht sich,

dass wir alle über die ein oder andere Frage, die wir stellen, mehr nachdenken.

Liebe Begüm Düzgün, das habe ich getan. Ich verstehe, dass dich diese Fragen nerven. Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr halte ich die Fragen für berechtigt. Statt über die Fragen solltest du dich über die Menschen aufregen, die anderen Menschen die Freiheit, die du genießt, vorenthalten.

Es erinnert an die „liberale Moschee“ in Berlin. Gut gemeint, aber was kleine liberale Minderheiten im Islam machen, ruft nur die Verdammung der islamischen Mehrheit hervor und zeigt gerade, wie fundamentalistisch und rückständig der Islam ist.

12 Kommentare zu „Junge Türkin in Deutschland 2017“

  1. er wechselt sogar seine religion und lässt sich beschneiden. er trinkt auch kein alk, isst kein schwein oder sonst irgentwelche anderen “ schlimmen sachen .“

    Äh, nö.

    Ein anderes Mädchen wurde wegen ihrem deutschen Freund von ihrem Vater krankenhausreif geschlagen.

    Barbarisch.

    Und Grüne so: Wir brauchen mehr von diesen Leuten!

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    1. Ich warte nur noch darauf dass das deutsche Staatsfernsehen der deutschen weißen Bevölkerung sagt das sie sich nun endlich integrieren müssen, so wie es in Schweden schon gemacht wurde.

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  2. Das ist ein weiterer Hinweis darauf (wenn nicht sogar der ausschlaggebende), dass Integration selbst bei sog. moderaten Moslems unmoeglich ist. Die Behandeln die Deutschen so, wie wenn wir eine andere Spezies waeren, mit der die Fortpflanzung gar nicht moeglich ist.

    Aehnliche Argumente hoert man von den white supremacy Extrem-Rechten in den USA, die Sex zwischen Weissen und Schwarzen „mudsharking“ nennen (weil dabei lehm-braune Kindern entstehen), was sie ablehnen. Allerdings ist das nur eine verschwindend kleine Minderheit, die auch nicht lauthals fordern, dass ‚Abweichler‘ verkloppt oder umgebracht werden sollen, aber ausgrenzen wollen sie schon.

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    1. Ja. Irgendwelche Spinner, die andere ausgrenzen und unter sich bleiben wollen, gibt es überall. Aber sie sind eine kleine Minderheit.

      Das Problem ist, dass liberale Moslems wie die junge Türkin im Video die Ausnahme sind. Die Mehrheit der Muslime in Deutschland vertritt – im täglichen Leben und wie man sieht auch ganz offen in Internetforen – solche traditionalistischen Meinungen. Es ist ein Mix aus religiösen, kulturellen und rassistischen Vorbehalten, die den hier aufwachsenden Moslems, Mädchen wie Jungen, eingetrichtert wird. Diese Weltanschauung toleriert keine Abweichler. Du kannst dich eigentlich nur entscheiden, alles hinter dir zu lassen, Familie, Freunde, Nachbarn… wer wagt das schon mit 17, 18 Jahren? Und selbst wenn man es wagt, es schafft, es bleibt ein zerrissenes, entwurzeltes Leben. Die Schilderungen sind deutlich.

      Das absurde ist, dass den Deutschen Islamophobie vorgeworfen wird.

      http://www.zeit.de/gesellschaft/2016-03/integration-islamophobie-deutschland

      Häufig wird der Hinweis auf die Kreuzzüge gebracht. Das Argument: Eine sachliche Auseinandersetzung, eine Kritik des Islam in Europa sei gar nicht möglich, weil die Islamfeindlichkeit den Christen seit den Kreuzzügen quasi eingeimpft ist.

      „ZEIT ONLINE: Islamfeindlichkeit ist nicht neu in Europa.

      Kaddor: Nein, keinesfalls. Es gibt eine Geschichte der Islamfeindlichkeit in Europa. Das begann mit den Kreuzzügen, die zum Ziel hatten, die „Barbaren“ zu vertreiben oder zu christianisieren. Als Europa noch im dunkelsten Mittelalter feststeckte, befand sich die arabische Welt gerade in der Hochblüte. Die damalige Überlegenheit der islamischen Welt, die wirtschaftliche Macht des Orients war für die Menschen im Okzident einerseits faszinierend, andererseits bedrohlich. Es herrschte die Furcht, erobert zu werden.
      Es wurden früh Bilder inszeniert, in denen der Orient vor allem als fremd und feindlich dargestellt wurde, wie bei der Belagerung der Türken vor Wien. Martin Luther beförderte den Druck des Koran, um ihn verteilen zu lassen – mit dem Hinweis, dass alle ihn lesen sollten, um zu verstehen, wie böse dieser Glaube sei.“

      Das scheint mir sehr stark eingefärbt. In der Vergangenheit wurden Kriege aus vielerlei Gründen geführt, sie waren barbarisch, die Feinde wurden verteufelt – das ist kein Merkmal allein der Kreuzzüge oder der Christen. Die Religion wurde häufig vorgeschoben, wenn es um Eroberungen ging – nicht nur die Christen taten das. Und wenn ich mir ansehe, was sich im Dreißigjährigen Krieg Katholiken und Protestanten angetan haben – käme eine Seite heute, im Jahr 2017, auf die Idee, den anderen das Recht an Kritik abzusprechen?

      Bei Gelegenheit werde ich mich mit den Kreuzzügen näher beschäftigen. Meine Thesen: Die Kreuzzüge unterscheiden sich nicht wesentlich von anderen Kriegen der damaligen Zeit. Sie waren nicht grausamer und nicht opferreicher als etwa die Eroberung der Iberischen Halbinsel durch die Araber während der Islamischen Expansion im 8. Jahrhundert.

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      1. https://www.politicalislam.com/author/
        These … Vier Kreuzzüge gegenüber knapp 800 Angriffskriegen.
        Und wie tief diese Haltung ja im ‚Islam‘ der eben keine Religion sondern eine wirklich faschistoide Ideologie ist drin steckt und nach ein paar hundert Jahren auch in seinen Menschen zeigt doch der Artikel hier.

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  3. /youtu.be/Zq3OAiM9P_o
    Der Hassprediger der Nation schafft es hier 6000 türkische Kuckuckskinder in Ostberlin zusammen mit der lieblichen Interviewerin als ‚lustig‘ hinzustellen.
    Der gilt als Aufgeklärt. Abgeklärt. Mehr nicht.
    Witzchen schnödes, Donnerlitchen.

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  4. Ich habe den Eindruck, dass das recht regressiv ist. Die Kinder der ersten Gastarbeiter, die mehr oder weniger mit mir zur Schule gegangen sind, waren da durchaus offener – zumindest im höheren Bildungsbereich (der Eltern).

    Ist aber auch sehr vom Vorhandensein eines älteren Bruders abhängig; während die erste Auswanderergeneration D genoss, wurde die zweite – naja, wir wissen, wie die sind.

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  5. Hallo Begüm,

    in keinem der Bücher steht du darfst kein Moslem Christ oder Jude heiraten. PUNKT.

    Auf dem Weg dahin eure Glaube an das Wahre zählt.

    Die Eltern dürfen sich niemals von der Verwandtschaft oder Umgebung beeinflussen lassen.

    Ich würde liebend gerne mit deinen Eltern und deren Eltern sprechen wollen.

    Ich studiere theologie und Mystik (sufismus).

    Da kann mein Lehrer einiges erzählen.

    Ich würde mich auf ein Interview freuen und bei der Redaktion vorstellen wollen.

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