2.277 Prozent sind nicht nur gefühlt – Zuwanderer sind krimineller als die Durchschnittsbevölkerung

Wir stehen noch unter dem Eindruck der Anschläge von Manchester und London. Menschen sterben. Der islamistische Terror ist Willkür. Er schränkt unsere Freiheit indirekt ein durch immer neue Sicherheits- und Überwachungsgesetze, direkt dadurch, dass wir bestimmte Verhaltensweisen und Orte meiden.

Viele Menschen haben das Gefühl, dass sich die Sicherheitslage in Deutschland durch Zuwanderung verschlechtert. Wir wissen nicht, wer da zu uns kommt. Zwei Drittel der Zuwanderer, die nach Deutschland einreisen, haben keinen Pass. Illegale Einreisen nach Deutschland werden nicht geahndet, wenn der Einreisende Asyl beantragt.

In diesem Beitrag geht es nicht um die gefühlte, sondern um die tatsächliche Kriminalität von Zuwanderern. Ich beantworte die Frage, ob Zuwanderer in Deutschland im Durchschnitt tatsächlich krimineller sind als der Rest der Bevölkerung.

Die Antwort lautet wenig überraschend: Ja.

Zuwanderer sind überaus häufig Tatverdächtige von Straftaten. Die „Tatverdächtigenbelastungszahl“, so nennt das Bundeskriminalamt die Tatverdächtigen einer Personengruppe pro 100.000 Einwohner, liegt um ein Vielfaches über der Belastungszahl der Restbevölkerung.

Über alle Straftaten (einschließlich Verstöße gegen das Ausländerrecht) liegt die Tatverdächtigenbelastungszahl von Zuwanderern bei 2.277 Prozent der Belastungszahl der Restbevölkerung, in einzelnen schweren Straftaten zwischen 900 und 1.150 Prozent.

2.277 Prozent, das ist mehr als das 22-fache.

Doch der Reihe nach. Anlass für meine Recherche waren Artikel wie dieser zur Polizeilichen Kriminalstatistik 2016, die von der Kriminalität von Zuwanderern nur den kleinen Teilbereich der politisch motivierten Kriminalität von Ausländern erwähnen.

Straftaten mit politischem Hintergrund nehmen weiter zu; verantwortlich sind meist rechtsradikale Täter. Auch politisch motivierte Kriminalität von Ausländern stieg an.

Oder die Erklärungsversuche in diesem Artikel:

Im Zuge der starken Zuwanderung ist die Zahl der straffällig gewordenen Asylbewerber gestiegen: Sie erhöhte sich um 52,7 Prozent. Wurden 2015 noch 114.000 straffällige Asylbewerber, Bürgerkriegsflüchtlinge und Geduldete registriert, waren es im vergangenen Jahr 174.000. Erfasst wurden alle Delikte außer Verstöße gegen das Ausländerrecht.

„Da ist nichts zu beschönigen“, sagte der Innenminister. Es handele sich bei den Tätern häufig um junge Männer – in dieser Gruppe sei auch bei Deutschen eine deutlich höhere Kriminalitätsrate festzustellen. Der Minister wies zudem auf die beengten Wohnverhältnisse in den Sammelunterkünften für Flüchtlinge hin.

Ein anderes Beispiel:

Dass der Kriminalitätsanteil von Zuwanderern zunehmen würde, war nach dem Flüchtlingszustrom zu erwarten und wurde ohne konkrete Zahlen bereits am Freitag bekannt. Die Entwicklung sei auch deshalb nicht überraschend, weil manche Zuwanderer aufgrund ihrer Alters- und Sozialstruktur „ein Bündel von Risikofaktoren“ hätten, hatte der Wiesbadener Kriminalpsychologe Rudolf Egg der Deutschen Presse-Agentur dazu gesagt. Er zählte auf: junge alleinstehende Männer, ohne Familie, schlecht integriert, mit geringer beruflicher Perspektive und möglicherweise ohne Bleibeperspektive.

Tagesschau.de erklärt ausführlich:

Es gibt in der kriminologischen Forschung sehr konstante und belastbare Indikatoren für eine erhöhte Kriminalität: Erstens gibt es einen Kriminalitätsschwerpunkt in jüngeren Altersgruppen, zweitens sind rund 75 Prozent aller Tatverdächtigen männlich. Bei Gewaltkriminalität sind sogar 86 Prozent und bei Vergewaltigung fast 99 Prozent der Tatverdächtigen männlich. Drittens spielt die soziale Lage der Täter eine entscheidende Rolle: Je prekärer die soziale Lage, desto höher ist die Anfälligkeit für Kriminalität.

Nimmt man daher die Gesamtbevölkerung und vergleicht diese zum Beispiel mit der Gruppe der Zuwanderer, stellt man fest, dass letztere Gruppierung im Schnitt jünger, männlicher und sozial schlechter gestellt ist. Insbesondere die in der PKS definierte Gruppe hat in den meisten Fällen gar keine Möglichkeit zum legalen Gelderwerb, was eine entsprechende Kriminalitätsbelastung nach sich zieht. Insgesamt treffen die Hauptindikatoren für erhöhte Kriminalität in hohem Maße auf diese Gruppe zu. Der Vergleich zur einheimischen Bevölkerung, der einen weitaus höheren Frauenanteil, mehr ältere Menschen und Kleinkinder umfasst, und zusätzlich im Durchschnitt sozial deutlich besser gestellt ist, gestaltet sich daher schwierig. Vergleicht man dagegen zum Beispiel nur junge Männer aus prekären sozialen Verhältnissen mit Gewalterfahrung, so gleicht sich auch die Kriminalitätsbelastung zwischen Deutschen und Nichtdeutschen stark an.

Die Beispiele zeigen: Wenn es um Kriminalität von Zuwanderern in Deutschland geht, wird in der Presse häufig angeführt, die Statistiken würden zu falschen Interpretationen führen. Die Zahlen seien wenig aussagekräftig, bei Asylbewerbern verzerrten junge Männer das Bild, es würden auch Straftaten von Touristen erfasst und andere Relativierungen mehr.

Auch Politiker, die sich teils als Experten gerieren, stellen Behauptungen auf, bei denen ich mich frage, wie sie zu ihrer Einschätzung kommen. Beispielhaft sei die Bundestagsabgeordnete der Partei Die Linke, Ulla Jelpke, genannt. Ulla Jelpke ist Diplom-Soziologin und Volkswirtin, als Beruf gibt sie auf ihrer Webseite Journalistin an. Sie ist Innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag und Obfrau für die Linksfraktion im Innenausschuss. Als Schwerpunkte nennt sie Migrations- und Flüchtlingspolitik, Sicherheitsgesetze und Verteidigung von Grundrechten, Antifaschismus und Menschenrechtsfragen.

Frau Jelpke behauptet in ihrer Pressemitteilung vom 17.04.2017:

„Es wäre fatal, jetzt eine Diskussion über angeblich flüchtlingsspezifische Kriminalität loszutreten. Die Menschen, die bei uns Schutz suchen, sind keinen Deut krimineller als die Durchschnittsbevölkerung“, erklärt die innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Ulla Jelpke, zur Kriminalitätsstatistik des BKA, die eine Sonderauswertung der Kriminalität von Zuwanderern enthält. …

Bei der Bewertung des Berichts muss außerdem berücksichtigt werden, dass Flüchtlinge überdurchschnittlich oft junge Männer sind und diese im Gesamtdurchschnitt häufiger polizeilich auffallen.

Frau Jelpke widerspricht sich in ihrer Pressemitteilung selbst. Wenn Flüchtlinge „keinen Deut krimineller als die Durchschnittsbevölkerung“ sind, warum muss dann berücksichtigt werden, „dass Flüchtlinge überdurchschnittlich oft junge Männer sind und diese im Gesamtdurchschnitt häufiger polizeilich auffallen“? Sind Flüchtlinge also doch krimineller?

Für eine Prüfung dieser Argumente sind belastbare Zahlen erforderlich. Das Problem mit den amtlichen Statistiken ist, dass sie differenzierte Aussagen, etwa zum Alter, nur für bestimmte Bevölkerungsgruppen treffen. Einige Behauptungen lassen sich daher mangels verfügbarer Daten für Zuwanderer weder be- noch widerlegen. Ich greife deshalb zunächst auf die in der Bevölkerungsstatistik des Statistischen Bundesamtes unterschiedenen Gruppen deutscher und nichtdeutscher Wohnbevölkerung zurück.

Zuwanderer – dazu zählt die Kriminalstatistik Asylbewerber, Menschen mit Duldung, Kontingent- und Bürgerkriegsflüchtlinge und Personen mit unerlaubtem Aufenthalt – werden in der Bevölkerungsstatistik nicht gesondert erfasst, sie sind Teil der Gruppe der Nichtdeutschen. 2016 waren von 7,8 Millionen Nichtdeutschen rund eine Million Zuwanderer. Anerkannte Asylbewerber zählt das Bundeskriminalamt nicht zu den Zuwanderern. Die Begrifflichkeiten sind schwer zu unterscheiden, und weitere häufig in der Presse genutzte Begriffe wie Geflüchtete und Schutzsuchende machen es noch komplizierter.

Deutsche mit und ohne Migrationshintergrund werden in der Bevölkerungsstatistik nicht unterschieden. Sie gehören zur Gruppe der deutschen Wohnbevölkerung.

Deutsche und Nichtdeutsche

Werfen wir also einen Blick auf die Polizeiliche Kriminalstatistik 2016 des Bundeskriminalamtes und die Wohnbevölkerungstatistik 2016 des Statistischen Bundesamtes.

Sehen wir uns die Wohnbevölkerung und die Anzahl der Tatverdächtigen ab 14 Jahren an. Die Altersgrenze von 14 Jahren habe ich gewählt, da in der Statistik der deutschen Wohnbevölkerung Kinder unter 8 Jahren fehlen (während die Statistik der gesamten Wohnbevölkerung sie enthält). Die Altersgrenze ab 14 Jahren ist notwendig, um später die einzelnen Altersgruppen näher betrachten zu können.

Der Anteil an der Wohnbevölkerung ab 14 Jahren liegt bei nichtdeutschen Männern mit 11,7% höher als bei nichtdeutschen Frauen (9,9%), im Durchschnitt sind 10,8% der Wohnbevölkerung nichtdeutsch.

Laut Polizeilicher Kriminalstatistik sind 40,0% aller Tatverdächtigen ab 14 Jahren nichtdeutsch, bei den Männern 41,3% und bei den Frauen 35,9%.

Grafik01Die Anzahl der Tatverdächtigen pro 100.000 Einwohner ist bei Nichtdeutschen mit 11.667 mehr als fünfmal so hoch wie die deutscher Tatverdächtiger (2.120).

Grafik02

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Ein häufig angeführtes Argument gegen den Vergleich von Bevölkerung und Tatverdächtigen ist, dass Zuwanderer vor allem junge Männer seien, die generell häufiger kriminell sind und durch ihren überproportionalen Anteil die Statistik verzerren. Auch bei Deutschen sei die Kriminalität junger Männer deutlich höher.

Noch einmal der Bundesinnenminister:

Es handele sich bei den Tätern häufig um junge Männer – in dieser Gruppe sei auch bei Deutschen eine deutlich höhere Kriminalitätsrate festzustellen.

Oder hier:

„Der Anteil der ausländischen Tatverdächtigen und daher vor allem Zuwanderer ist höher als der Schnitt der Bevölkerung“, antwortet de Maizière. Man könne das zwar erklären durch eine Reihe an Faktoren – beispielsweise sind unter den Zuwanderern viele junge Männer und junge Männer sind generell anfälliger für Straftaten.

Für Zuwanderer (im Sinne der Definition des Bundeskriminalamtes) liegen altersspezifische Daten in der Kriminalstatistik nicht vor. Sehen wir uns also hilfsweise die Altersgruppen Deutscher und Nichtdeutscher im Vergleich an.

Grafik04

Grafik05

Die Anzahl Tatverdächtiger pro 100.000 Einwohner ist bei deutschen Jugendlichen von 14 bis unter 18 Jahre rund doppelt so hoch wie über alle Altersgruppen Deutscher ab 14 Jahre. Das bedeutet: Es ist richtig, dass Jugendliche im Durchschnitt krimineller sind als die anderen Altersgruppen. Aber: Die Anzahl Tatverdächtiger ist bei nichtdeutschen Jugendlichen mehr als fünfmal so hoch (554 Prozent) wie bei deutschen Jugendlichen.

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Grafik07

Dasselbe Bild zeigt sich bei den 18- bis 21-Jährigen, in den Statistiken „Heranwachsende“ genannt. Die Anzahl Tatverdächtiger pro 100.000 Einwohner ist bei deutschen Tatverdächtigen noch höher als bei den Jugendlichen. Die Anzahl nichtdeutscher tatverdächtiger Heranwachsender pro 100.000 Einwohner ist fünfmal größer (509 Prozent) als die deutscher tatverdächtiger Heranwachsender.

Der Vollständigkeit halber hier noch die Zahlen für Erwachsene ab 21 Jahren. Auch hier ist die Tatverdächtigenbelastungszahl Nichtdeutscher um ein mehrfaches größer als die Deutscher.

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Grafik09

Der Vergleich zeigt: Die Anzahl nichtdeutscher Tatverdächtiger pro 100.000 Einwohner liegt in allen Altersgruppen weit über der deutscher Tatverdächtiger.

Zwar liegen altersspezifische Daten für Zuwanderer nicht vor. Noch einmal: Zuwanderer sind nur ein Teil der nichtdeutschen Wohnbevölkerung. Weiter unten zeige  ich jedoch, dass der Anteil tatverdächtiger Zuwanderer im Vergleich zu den Tatverdächtigen der Restbevölkerung noch einmal deutlich höher ist.

Die Behauptung, die Kriminalstatistik würde durch den hohen Anteil junger Männer an Zuwanderern einen falschen Eindruck erwecken, ist falsch.

Die Behauptung, die Menschen, die bei uns Schutz suchen, seien keinen Deut krimineller als die Durchschnittsbevölkerung, ist falsch.

Eine weitere gern aufgestellte Behauptung ist, dass die Statistik dadurch verzerrt werde, dass sie auch Straftaten erfasst, die Deutsche gar nicht begehen können, etwa Verstöße gegen das Aufenthaltsrecht.

Das ist irreführend, weil diese Gesetze wohlbegründet sind (etwa die Ausreisepflicht nach Nicht-Anerkennung als Asylsuchender, weil der Asylbewerber bewusst falsche Angaben gemacht hat, um Asyl zu erschleichen) und man selbstverständlich von Zuwanderern erwarten kann, dass sie sich an deutsches Recht halten. Auch Straftaten die Deutsche nicht begehen können sind Straftaten.

Ich habe dennoch drei Gruppen schwerer Straftaten gesondert betrachtet: Straftaten gegen das Leben (z.B. Mord und Totschlag), Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (z.B. Vergewaltigung und sexuelle Nötigung) sowie Roheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit (z.B. Raub, gefährliche und schwere Körperverletzung).

Grafik10

Grafik11

Betrachtet man die Straftaten gegen das Leben bei allen Altersgruppen ab 14 Jahre, liegt die Anzahl Tatverdächtiger pro 100.000 Einwohner bei Nichtdeutschen mit 16 viermal so hoch wie bei Deutschen (4). Das entspricht 400 Prozent.

Bei den 14- bis unter 18-Jährigen ist sie sogar elfmal so hoch (22 zu 2). Aber auch bei den Heranwachsenden und bei den Erwachsenen zwischen 21 und 60 Jahren ist der Unterschied größer als Faktor vier.

Diese Aussagen gelten wohlgemerkt für Nichtdeutsche. Eine Unterscheidung, ob ein Tatversächtiger Zuwanderer ist oder nicht, kann nach Altersgruppen nicht vorgenommen werden. Ich gehe weiter unten auf die Kriminalität von Zuwanderern bei Straftaten gegen das Leben ohne Unterscheidung nach Altersgruppen ein. Sie ist höher als die der Nichtdeutschen insgesamt.

Sehen wir uns die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung an.

Grafik12

Grafik13

Dasselbe Bild in allen Altersgruppen auch bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung: Die Anzahl der tatverdächtigen Nichtdeutschen pro 100.000 Einwohner ist zwei- bis dreimal so hoch wie der tatverdächtigen Deutschen.

Die Tatverdächtigenbelastungszahl bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ist auch bei Zuwanderern höher als die der Nichtdeutschen insgesamt. Unten mehr dazu.

Grafik14

Grafik15

Bei den Rohheitsdelikten und Straftaten gegen die persönliche Freiheit dasselbe Bild: 200 Prozent (bei 60-Jährigen und älteren) bis 400 Prozent (bei den 14- bis unter 18-Jährigen) bei den nichtdeutschen Einwohnern.

Die Anzahl der tatverdächtigen Nichtdeutschen pro 100.000 Einwohner ist bei den genannten schweren Straftaten in allen Altersgruppen um ein Mehrfaches höher als die Anzahl tatverdächtiger Deutscher. Die Behauptung, dass von deutschen nicht begehbare Straftaten gegen das Aufenthaltsrecht die hohe Kriminalität Nichtdeutscher erklären, ist falsch.

Eine weitere die Kriminalstatistik relativierende Behauptung ist, dass als nichtdeutsche Tatverdächtige auch Menschen fallen, die auf der Durchreise oder Touristen sind oder die zu in Deutschland stationierten Streitkräften gehören. Tagesschau.de:

Die Tatverdächtigenbelastungszahl (TVBZ), die die Anzahl der Tatverdächtigen auf 100.000 Einwohner wiedergibt, kann für die Gruppe nichtdeutscher Tatverdächtiger nicht seriös berechnet werden, „da die Bevölkerungsstatistik bestimmte Ausländergruppen, die in der PKS als nichtdeutsche Tatverdächtige gezählt werden, wie beispielsweise Personen ohne Aufenthaltserlaubnis, Touristen/Durchreisende, Besucher, Grenzpendler und Stationierungsstreitkräfte, nicht enthält“, wie es dazu in der PKS heißt.

Oder hier:

Denn speziell bei Gewaltdelikten ist laut de Maizière die Zahl der deutschen Tatverdächtigen um ein Prozent gestiegen, die der tatverdächtigen Flüchtlinge und Asylbewerber jedoch um knapp 90 Prozent. „Da gibt es nichts zu beschönigen“, sagte der Innenminister.

Er betonte aber auch: „Wir lassen es nicht zu, dass alle bei uns lebenden Flüchtlinge pauschal unter Verdacht gestellt werden.“ Die Flüchtlinge und Asylbewerber, die in der Statistik unter dem Schlagwort Zuwanderer zusammengefasst werden, machen aber nur einen vergleichsweise kleinen Teil der Tatverdächtigen aus.

Ist das so? Machen Zuwanderer nur einen kleinen Teil der Tatverdächtigen aus?

Für Durchreisende und Touristen gilt zunächst einmal auch umgekehrt: Ein im Ausland lebender Deutscher, der in Deutschland eine Straftat begeht, wird in der Statistik als deutscher Tatverdächtiger erfasst. Hinzu kommt: Nur ein sehr geringer Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen gehört zu diesen Personengruppen. Weniger als vier Prozent.

Grafik16

Das Statistische Bundesamt stellt die Anzahl der Zuwanderer in der Wohnbevölkerungsstatistik nicht dar. Man muss also andere Statistiken bemühen. Das kann man über den Rückgriff auf die Asylstatistik. Aus dieser lässt sich die Anzahl der Zuwanderer (im Sinne der Definition des Bundeskriminalamtes) mit etwas Aufwand errechnen. Leider liegen nur Daten zum Stichtag 31.12.2015 vor. Man kann aber davon ausgehen, dass die Anzahl an Asylbewerbern sich 2016 nicht wesentlich änderte – anerkannte Asylbewerber fielen aus der Asylstatistik heraus, andere kamen hinzu weil sie nacherfasst wurden oder 2016 nach Deutschland einreisten.

Laut Asylstatistik erhielten zum Stichtag 31.12.2015 974.551 Personen Asylbewerberleistungen. Die in der Tabelle genannten Asylbewerber entsprechen den Zuwanderern der Kriminalstatistik. Deshalb setze ich in den folgenden Ausführungen Asylbewerber und Zuwanderer gleich.

Grafik17

„BüMA“ ist eine Bescheinigung über die Meldung als Asylsuchender, die im Zuge der Überlastung der Behörden in der Asylkrise ausgestellt wurde.

Grafik18

Anerkannte Asylbewerber erhalten Arbeitslosengeld II und keine Asylbewerberleistungen. Sie gelten nicht als Zuwanderer und sind in der Tabelle in der „Wohnbevölkerung ohne Asylbewerber“ enthalten. Das gilt auch für viele vollziehbar Ausreisepflichtige.

Da auch die Polizeiliche Kriminalstatistik nach dem Aufenthaltsstatus unterscheidet, greifen wir auf diese zurück.

Grafik19

Zur Verdeutlichung, warum die Asylbewerber in der Asylstatistik den Zuwanderern der Kriminalstatistik entsprechen, heute.de:

Dazu zählt die Kriminalstatistik Asylbewerber, Menschen mit Duldung, Kontingent- und Bürgerkriegsflüchtlinge oder Personen mit unerlaubtem Aufenthalt, nicht aber anerkannte Flüchtlinge.

Ebenso RP online:

Zur Gruppe der Zuwanderer zählen dem Bericht zufolge diejenigen, die mit dem Aufenthaltsstatus Asylbewerber, Duldung, Kontingent- oder Bürgerkriegsflüchtling oder unerlaubter Aufenthalt registriert sind.

Wir vergleichen hier also dieselben Gruppen.

Grafik20

Auf 100.000 Menschen in Deutschland lebende Menschen – Deutsche und Nichtdeutsche – entfallen rechnerisch 2.283 Tatverdächtige. Die Anzahl der Tatverdächtigen pro 100.000 Zuwanderer ist 22 mal höher: 51.987. Das sind 2.277 Prozent.

Grafik20-2

Rechnerisch ist die Mehrheit der Zuwanderer kriminell. Jeder Zweite. Da bestimmte Einzelpersonen – Mehrfachstraftäter – mehrere Straftaten begehen, ist die tatsächliche Quote geringer.

Auch auf die Gefahr hin, dass ich nerve – mir ist wichtig wer Zuwanderer im Sinne dieser Statistik ist. Auf tagesschau.de wird das erklärt:

Das Bundeskriminalamt (BKA) versteht unter „Zuwanderer“ in der PKS Asylbewerber im laufenden Verfahren, abgelehnte Asylberwerber, die eigentlich ausreisepflichtig sind, aufgrund von einer Duldung aber zunächst nicht abgeschoben werden können, Kontingent-/Bürgerkriegsflüchtlinge und Menschen, die sich unerlaubt, also illegal in Deutschland aufhalten. Kritiker bemängeln, dass diese Definition von „Zuwanderer“ erheblich vom alltäglichen Verständnis und Sprachgebrauch abweicht. Gastarbeiter, anerkannte Asylbewerber oder Arbeitsmigranten aus der EU, die viele Menschen ebenfalls aus „Zuwanderer“ wahrnehmen, sind in der PKS ausdrücklich nicht gemeint. Tatverdächtige anerkannte Asylbewerber werden in der PKS unter dem Sammelbegriff „sonstiger erlaubter Aufenthalt“ subsummiert. Über deren Anteil an der Gruppe der „Sonstigen“ liegen dem BKA aber keine Erkenntnisse vor. Das bedeutet, dass sich über die Kriminalitätsbelastung anerkannter Asylbewerber in der PKS keine genaue Aussage treffen lässt.

Die Tatverdächtigenbelastungszahl von Zuwanderern liegt bei 2.277 Prozent von der der Restbevölkerung. Sie ist mit 51.987 selbst im Vergleich mit der Gruppe aller Nichtdeutschen einschließlich der Zuwanderer (11.667) mehr als viermal so hoch. (Um genau zu sein: Die Tatverdächtigenbelastungszahl aller Nichtdeutschen einschließlich der Zuwanderer von 11.667 bezieht sich nur auf die Bevölkerung und Tatverdächtigen ab 14 Jahre. Das fällt jedoch bei der Größenordnung kaum ins Gewicht. – Ich würde generell eine bessere Vergleichbarkeit der Statistiken bevorzugen. Warum etwa in der Bevölkerungsstatistik für die deutsche Wohnbevölkerung Daten zu Kindern unter 8 Jahren fehlen, während die Statistik der gesamten Wohnbevölkerung sie enthält, erschließt sich mir nicht. Wäre ich paranoid, würde ich vermuten, dass die Zahlen vom Statistischen Bundesamt bewusst weggelassen wurden, um den Vergleich zwischen deutscher und nichtdeutscher Wohnbevölkerung zu erschweren.)

Zeit für die Gegenprüfung von drei Gruppen schwerer Straftaten ohne Aufenthaltsverstöße.

Grafik21

46 Tatverdächtige pro 100.000 Zuwanderer stehen bei Straftaten gegen das Leben 4 Tatverdächtigen pro 100.000 Einwohner der anderen Bevölkerung gegenüber. Die Tatverdächtigenbelastungszahl von Zuwanderern bei Straftaten gegen das Leben ist mehr als elf mal so hoch, bei genau 1.150 Prozent.

Grafik22

Grafik23

Bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung liegt die Tatverdächtigenbelastungszahl von Zuwandern bei 924 Prozent (37 pro 100.000 gegen 342 pro 100.000 Einwohner), also neunmal höher, als die der Restbevölkerung.

Grafik24

Auch die Tatverdächtigenbelastungszahl bei Rohheitsdelikten und Straftaten gegen die persönliche Freiheit liegt bei Zuwanderern neunmal höher (genau 902 Prozent) als bei der anderen deutschen und nichtdeutschen Bevölkerung (702 pro 100.000 gegen 6.329 pro 100.000 Einwohner).

Grafik25

Fazit

Mögliche Ursachen für die hohe Kriminalität von Asylbewerbern zu benennen und zu hinterfragen ist richtig. Es ist aber ein Fehler, diese Kriminalität zu relativieren und zu bagatellisieren.

Es ist belegt, dass Zuwanderer im Durchschnitt deutlich krimineller sind als die deutsche und nichtdeutsche Wohnbevölkerung. Zuwanderer treten um ein Vielfaches häufiger als Tatverdächtige in Erscheinung. Das gilt, wenn man Verstöße gegen das Aufenthaltsrecht mitzählt, und auch wenn man einzelne Gruppen schwerer Straftaten betrachtet.

23 Kommentare zu „2.277 Prozent sind nicht nur gefühlt – Zuwanderer sind krimineller als die Durchschnittsbevölkerung“

  1. Vielen Dank für diese Analyse. Beachtenswert ist ja, wie schwer es einem die offiziellen Statistiken machen, sich in dieser Frage ein vernünftiges Bild zu verschaffen. Zufall wird das nicht sein.

    Eine Anmerkung: Deutsche können jedenfalls in eigener Sache zwar keine Verstöße gegen das Ausländerrecht begehen und man kann streiten, in welcher Weise man solche in einen Vergleich einbezieht. Auf der anderen Seite gibt es für die Gesamtstatistik bedeutsame Straftaten, die mindestens Asylbewerber und Menschen mit ähnlichem Status von ihren Lebensumständen her nur selten überhaupt begehen können. Dazu gehören bspw. Steuerhinterziehung, aber auch Taten im Zusammenhang mit der Führung eines Kfz etc.

    Was mich interessieren würde: Immer wieder ist, wie Sie auch wiedergeben, die Rede davon, Zuwanderer seien nicht krimineller als Vergleichsgruppen der einheimischen Bevölkerung. Eine genaue Definition dieser Vergleichsgruppen habe ich noch nicht aufstöbern können. Sie zitieren den Vergleich mit „jungen Männern aus prekären sozialen Verhältnissen mit Gewalterfahrung“ – ist sie das? Oder gibt es da noch andere Merkmale?

    narrenspeise.wordpress.com

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    1. Danke für den Hinweis zu Straftaten, die Asylbewerber nicht oder kaum begehen können. Von der Seite habe ich das noch gar nicht gesehen. Ich bin mir zwar nicht sicher ob Steuerhinterziehung passt, schließlich können auch Zuwanderer schwarz arbeiten (oder ist das keine Steuerhinterziehung?). Aber wenn ich mir Tankbetrug (hier liegt der Anteil Zuwanderer nach einem ersten Blick bei 1 bis 2 Prozent der 27.217 Tatverdächtigen) oder Kapitalanlage- und Anlagebetrug (ganze 4 tatverdächtige Zuwanderer von 871 Tatverdächtigen) ansehe, scheint das grundsätzlich zu stimmen.

      Hinweise auf die Vergleichsgruppen gibt es viele. Neben den „jungen Männern aus prekären sozialen Verhältnissen mit Gewalterfahrung“ habe ich „die beengten Wohnverhältnisse in den Sammelunterkünften für Flüchtlinge“ zitiert. Und natürlich die ausführlichen Hinweise auf Tagesschau.de:

      „Der Vergleich zur einheimischen Bevölkerung, der einen weitaus höheren Frauenanteil, mehr ältere Menschen und Kleinkinder umfasst, und zusätzlich im Durchschnitt sozial deutlich besser gestellt ist, gestaltet sich daher schwierig. Vergleicht man dagegen zum Beispiel nur junge Männer aus prekären sozialen Verhältnissen mit Gewalterfahrung, so gleicht sich auch die Kriminalitätsbelastung zwischen Deutschen und Nichtdeutschen stark an.“

      Daten zu diesen oder überhaupt irgendwelchen Vergleichsgruppen zu finden ist mir bislang nicht gelungen. Ich frage mich, wo die Soziologen und Kriminologen sind, die das untersuchen. Das wäre mal eine Studie wert, statt das Geld dafür rauszuwerfen, Hass-Sprache im Internet aufzubauschen. Ich würde auch gern wissen, was an kulturellem Background und Wertvorstellungen für die höhere Kriminalität verantwortlich ist – archaisches Ehrverständnis, Frauenbild, Familienbild, Nichtakzeptanz des Gewaltmonopols des Staates und und und.

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  2. Danke für diese ausführliche Analyse. Ich werde sie mir später noch genauer zur Brust nehmen.

    Zu sagen wäre dazu noch: Das Volk ist doch nicht doof. Die sehen die Knastbevölkerung, die erleben hautnah die vorrechtsstaatliche Mentalität vieler Muslime etc. Es ergibt sich einfach ein empirisches Bild des gesunden Menschenverstandes.

    Es macht einen schon wahnsinnig, wie verlogen und pervers viele Politiker und Journalisten sind. Die ewige Nazi-Paranoia fordert ihren Tribut. Dabei sagt die Alltagserfahrung nichts anderes als dies:

    In vormodernen, archaischen, autoritären, gewaltaffinen Kulturkreisen ist die Kriminalität ganz logisch höher. Erst recht, wenn sie in einem modernen Kuschelland leben, das diese Zeiten und Entwicklungsphasen hinter sich hat bzw. diese schwächer waren.

    Alle Menschen sind gleich, alle Kulturen nicht. Unterschiedliche Entwicklingsstände müssen berücksichtigt werden zum Wohle der Deutschen – und zum Wohle der potentiell Zuwandernden, die man nach Möglichkeit nicht einladen und hereinlassen sollte. Stichwort: Kulturschock.

    Die Kriminalität ist also ein soziokulturelles Phänomen. Nur ist sie halt da!

    Diese Feststellung macht sie nicht weg. Es geht ja noch nicht mal um die Kriminalität. Es ist der pure intolerante und kulturautistische Habitus vieler Muslime im Alltag, der auf die Nerven geht. Diese Clan-Mentalität, das Ehrgetue, das enorme Mißtrauen gegenüber den hiesigen Institutionen.

    Nichts Nazi! Unsereins ist besonders kultursensibel und trägt den Realitäten Rechnung. Man muß den muslimischen Kulturen vielmehr helfen, damit sie sich entwickeln und in der Moderne ankommen.

    Natürlich ist die Kriminalitätsrate eine Durchschnittsangabe. Es ist aber mehr als offensichtlich nicht gut für unsere Gesellschaft und für muslimische Zuwanderer, wenn wir diese immer mehr hier hereinlassen.

    Die Menschlichkeit gebietet eine andere Politik.

    Nix Ausländer- oder „Fremdenfeindlichkeit“. Einfach Realismus statt dummdreistem Gutmenschentum. 🙂

    Das ist das Grundproblem dieser linksgrünen Vollidioten, aber eben auch der AfD oder anderer „Rechter“. Denn die Kritik am Multikulti-Wahn muß differenziert erfolgen, qualitativ. Wenn man das Problem der kulturellen Differenz anspricht und konstruktiv, humanistisch argumentiert, nimmt man den Gutmensch-Inquisitoren und Nazi-Paranoikern den Wind aus den Segeln und läßt sie dumm dastehen. Ressentimentgeladene, simple Rhetorik mancher „Rechter“ geht also nach hinten los.

    PS: Es ist wirklich ein Rätsel, wie diese Linksgrünen es nicht checken, daß muslimische Kulturen sehr viel autoritärer und vormoderner sind. Da sind die aktuellen Entwicklungen doch kein Wunder. Auch wenn es vereinzelt sehr progressive und integrationsfreudige Muslime geben mag.

    Diese Saudummheit nervt mich als eigentlich Linken am meisten. 🙂

    PPS: Man müßte sich in diesen Statistiken ganz gezielt nur die muslimischen Zuwanderer anschauen, ebenso die muslimischen Paßdeutschen und sie auch von anderen Ausländern trennen.

    Da ensteht kein Haß, sondern die Einsicht, daß bestimmte Menschengruppen einfach zivilisatorisch rückständiger sind und man entsprechend handeln sollte.

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