Ehrenmorde – Die unsichtbaren toten Männer des ungenannten Kulturkreises (Update)

Das Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht hat 2011 eine Studie zu Ehrenmorden veröffentlicht. Der Link auf der Homepage zur Studie führt leider ins Nichts, es bleibt nur die Zusammenfassung.

Die Autoren drücken sich vor einer klaren Benennung des Kulturkreises, in dem Ehrenmorde vorkommen. Es gibt nur Indizien dazu, an unterschiedlichen Stellen:

Ehrenmorde […] werden in der öffentlichen Diskussion als Indikator für Integrationsdefizite von Migranten insbesondere aus muslimischen Ländern […] wahrgenommen […]

Ehrenmorde in Deutschland ereignen sich in Migrantenfamilien, die diese zäh-
lebigen patriarchalen und kollektivistischen Verhaltensnormen nach Deutsch-
land mitgebracht haben. Ohne den spezifischen kulturellen Hintergrund sind
diese Tötungsdelikte schlichtweg nicht erklärbar.

Eine begleitende Auswertung […] zeigt jedoch, dass Partnertötungen durch Männer mit türkischer Staatsangehörigkeit dreimal häufiger, und in der Altersgruppe 25 bis 30 Jahre sogar fünfmal häufiger sind als Partnertötungen durch Deutsche. Ähnliches gilt auch für Männer mit einer Staatsangehörigkeit der Länder des ehemaligen Jugoslawien und Albaniens. […] Die Häufigkeit „normaler“ Partnertötungen bei Migranten sollte ebenso Anlass zur Sorge sein wie die selteneren, aber in der Öffentlichkeit stärker wahrgenommenen Ehrenmorde.

Zwei Drittel der Fälle ereignen sich in Familien türkischer Herkunft, wobei
sowohl ethnische Türken als auch ethnische Kurden vertreten sind.

Aha, „ohne den spezifischen kulturellen Hintergrund sind diese Tötungsdelikte schlichtweg nicht erklärbar“. Ich interpretiere das so, dass praktisch alle Täter Muslime sind.

Die Studie basiert auf Daten von 1996 bis 2005. Ergebnis: In Deutschland gibt es ca. zwölf Ehrenmorde pro Jahr. Die Autoren betonen, dass das keine hohe Zahl ist.

Angesichts einer Gesamtzahl von ca. 700 Menschen, die pro Jahr in Deutschland bei einem Tötungsdelikt sterben, darunter viele in Familien und Partnerschaften, sind Ehrenmorde quantitativ sehr seltene Ereignisse.

„Sehr seltene Ereignisse“? Da wird mit hohem Aufwand eine Studie durchgeführt, und dann wird an so einer Stelle mit absoluten Zahlen gearbeitet? Und es wird mit Tötungsdelikten (beinhaltet Totschlag) verglichen, nicht mit Morden?

Ich möchte das mal ins Verhältnis setzen. In Deutschland lebten 2002 3,5 Millionen Muslime. Ich wähle 2002, weil das die höchste Anzahl im Untersuchungszeitraum ist und ich die Zahl nicht aufbauschen möchte. 2002 hatte Deutschland 82,537 Millionen Einwohner, also einen Anteil von 4,2 Prozent Muslime.

4,2 Prozent der Bevölkerung sind also für zwölf Ehrenmorde pro Jahr verantwortlich. Auf 100 Prozent Bevölkerung hochgerechnet wären das 286 Ehrenmorde – pro Jahr – in einer Gesellschaft, in der es ganze 700 Tötungsdelikte gibt. In Summe wären das dann 974 Tötungsdelikte (700-12+286), wovon die Ehrenmorde sagenhafte 29 Prozent ausmachen würden.

Nimmt man Morde (449 in 2002) statt Tötungsdelikte als Bezug, kommt man auf 723 (449-12+286) Morde, davon fast 40 Prozent Ehrenmorde. Das klingt ganz anders als „quantitativ sehr seltene Ereignisse“.

Ich habe das Gefühl, dass die Autoren der Studie ganz bewusst mit absoluten Zahlen ohne Kontext arbeiten und bewusst mit Tötungsdelikten vergleichen statt mit Morden. Schließlich ist Strafrecht ihr Spezialgebiet, sie kennen also den Unterschied, und die ganze Studie verwendet ansonsten relative Zahlen. Das erinnert mich an Journalisten, die aus der Intention, keine Ressentiments gegen Ausländer und Minderheiten schüren zu wollen, nur die Fakten berichten, die solche Gruppen gut aussehen lassen. Sie erreichen aus meiner Sicht auch dasselbe – sie werden unglaubwürdig und man glaubt ihnen langfristig nichts mehr.

Die nächste überraschende Erkenntnis:

Der Anteil männlicher Opfer liegt mit 43 % unerwartet hoch. Häufig werden
zusammen mit den weiblichen Opfern auch deren unerwünschte Partner ange-
griffen, in einigen Fällen auch nur diese.

Ich kann mich nicht erinnern, davon schon einmal gehört zu haben. Fast die Hälfte der Opfer von Ehrenmorden sind Männer. Das Bild in der Öffentlichkeit hingegen ist geprägt von weiblichen Opfern.

Woran liegt das? Ich glaube, es sind die Auswirkungen des Gender-Empathy-Gap, welches männliche Opfer unsichtbar macht. Im Wortsinn unsichtbar: Eine Google-Bilder-Suche zeigt im Wesentlichen weibliche Opfer und männliche Täter.

Update zur Klarstellung: Ich schreibe nicht, dass 29 Prozent aller Tötungsdelikte Ehrenmorde bzw. 40 Prozent aller Morde Ehrenmorde sind! Was ich schreibe, ist wie folgt zu interpretieren:

Unter der Annahme, dass alle Ehrenmorde von Muslimen ausgehen, würde es in Deutschland 286 Ehrenmorde pro Jahr geben, wenn die gesamte Bevölkerung eine solch hohe Zahl an Ehrenmorden verüben würde, wie Muslime.

Verglichen mit allen Morden, die in Deutschland passieren, wären das 40 Prozent aller Morde. Das ist zwar nur ein Gedankenspiel, zeigt aber, dass Ehrenmorde im Verhältnis zum Bevölkerungsanteil der Muslime extrem häufig sind. Und das ist das Gegenteil von dem, was die Studie behauptet.

Dass Ehrenmorde fast nur von Muslimen verübt werden, sagt die Studie zwar versteckt, aber recht deutlich. Kommentator Ralf hat einen Link zur Studie als Kommentar veröffentlicht. Danke dafür! Zu dem Zeitpunkt als ich den Artikel geschrieben habe, lag mir nur die Zusammenfassung vor.

8 Kommentare zu „Ehrenmorde – Die unsichtbaren toten Männer des ungenannten Kulturkreises (Update)“

  1. Bezüglich: Ich interpretiere das so, dass praktisch alle Täter Muslime sind.

    Da möchte drauf hinweisen, daß die Jesiden auch eine große Ehrenmord-Tradition haben. Die kommen auch hauptsächlich aus dem türkischen Staatsgebiet (Formulierung türkische Herkunft) sind aber eigentlich keine Muslime. Bezugnehmend auf ihre Anzahl in Deutschland glaub ich das ihr Ehrenmord-Anteil hierzulande sogar größer ist als der der Muslime.

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    1. Das scheint mir ziemlich weit hergeholt. Wie viele Jesiden leben denn in Deutschland? Wie viele Muslime?

      In der Studie (nicht nur der Zusammenfassung), Ralf hat den Link hier gepostet, gibt es deutlichere Hinweise als in der Zusammenfassung. Unter ANDEREM diesen hier:

      „Ein weiterer erwähnenswerter Aspekt dieses Falls ist die Glaubenszugehörigkeit
      der Familie: Es handelt sich, im Gegensatz zu den meisten anderen Täterfamilien
      in der Stichprobe, nicht um Muslime, sondern um syrisch-orthodoxe Christen.“

      Es ist also die Ausnahme, dass es nicht Muslime sind.

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